Full text: [Kursus 2] (Kursus 2 = (Oberstufe))

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Wie es kam, daß der große Kurfürst in seinen Landen 
so viele Franzosen ansiedelte? 
Warum nahm er überhaupt Fremde aus? Das Land war ent- 
völkert. es fehlte an Arbeitskräften u. s. w. Woher kamen die Fremden? 
Aus Holland, aus der Schweiz, meist aus Frankreich. Weshalb ver- 
tauschten sie ihre Wohnsitze? Günstige Bedingungen, große Vorteile! 
Was veranlagte aber die Franzosen, in so großen 
Massen auszuwandern? 
Lesen des Potsdamer Ediktes, (cf. Lesebuch pag. 151.) 
Warum also wandern sie aus? Ludwig der XIV. hatte das 
Edikt von Nantes im Jahre 1685 aufgehoben (Welche Bewandtnis hatte 
es mit diesem Edikt? Nun, ganz dieselbe wie mit dem Augsburger 
Religionsfrieden. Also?). weil er dem Streben der katholischen Bischöfe 
nachgegeben hatte und dadurch Frankreichs kirchliche Einigung herzu- 
stellen suchte. — Warum aber wandten sie sich gerade nach 
Brandenburg? Der große Kurfürst empsaud Mitleid mit seinen 
Glaubensgenossen und war sofort zu freiwilliger Hilfe bereit; er erließ das 
Edikt, das in französischer Sprache gedruckt wnrde und unter den französischen 
Flüchtlingen zahlreiche Verbreitung fand. Die Freude derselben war groß; 
denn nun hatten sie eine Heimat gefunden, wo sie frei und ungestört 
ihrem Glauben leben konnten. — Wie suchte der Kurfürst ihnen die 
Einwanderung zu erleichtern? Es wurde ihnen kein Ort vor- 
geschrieben, die Niederlassung konnte ganz nach Belieben erfolgen; es 
wurde kein Eingangszoll verlangt; leere Häuser, Lieferung von Holz und 
andere Materialien wurden ihnen unentgeltlich angeboten; sie blieben ge- 
wisse Zeit von Steuern befreit (mir nicht von der Accise); sie erhielten 
freies Land und freie Wohnung auf vier Jahre; das Bürgerrecht und 
alle anderen Rechte wurden ihnen ohne weiteres und ohne Lasten zu- 
gestanden; sie durften sich ihre Richter wählen; die Adligen sollten 
Offizierstellen erhalten, ihre Religion sollten sie frei und ungestört aus- 
üben dürfen. — Welche Folgen hatte dies? Die Bevölkerung wuchs, 
die Gewerbthätigkeit hob sich, da die französischen Flüchtlinge eine ganze 
Reihe von neuen Erwerbszweigen mitbrachten. So wurde 1685 in Magde¬ 
burg der erste Strumpfwirkerstuhl aufgestellt. — Französische Wörter 
wurden dem deutschen Wortschatze eingefügt; französische Familiennamen 
in unsrer Zeit! 
Zusammenfassung: Die Aufnahme der französischen Flüchtlinge 
und deren Folgen. 
III. Wir untersuchen heute, warum die landesväter- 
lichen Maßnahmen des großen Kurfürsten notwendig 
waren und was sie zur Folge hatten. 
1. Welche Maßnahmen haben wir kennen gelernt? g.) Maß- 
regeln zur Hebung der Landwirtschaft: Ansiedelung von fremden Kolonisten 
Verteilung von Ackerland. Befreiung von Steuern u. s. w. b) Ma߬ 
regeln zur Hebung des Handwerkes: Ansiedelung fremder Handwerker, 
Errichtung von Fabriken, unentgeltliche Überweisung von Bauplätzen und 
Baumaterial, Steuerfreiheit auf mehrere Jahre; Schutz des heimischen 
Gewerbes durch Ein- und Ausfuhrverbote u. s. w. c) Hebung des 
Handels und Verkehrs durch Einrichtung der Staatspost, Anlage von
	        
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