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Farnen, und wo noch ein klein wenig Raum übrigbleibt, da nehmen
Steinbrech und Hauswurz den Platz für ihre Rosetten in Beschlag.
Hoch auch die Tage ihrer Herrschaft sind gezählt. Vom Wind herbei¬
geweht, keimen im Humus, der auf dem Fels sich ansammelt, Kiefera-
und Tannensamen, und die aufstrebenden Bäumchen- rauben Luft und
Licht den Sonnenpflanzen, welche damit dem Untergange geweiht sind.
Auf einen vorausgegangenen Kampf der Pflanzen läßt auch die
Bildung der sogenannten Pflanzengenossenschaften schließen. Damit
bezeichnet man die Erscheinung, daß bestimmte Pflanzenarten der
verschiedensten Familien stets beisammen leben. Für dieses Zu¬
sammenleben sind die Lebensbedürfnisse ausschlaggebend und nicht
die Verwandtschaft. In erster Linie trifft man immer solche Pflanzen
beisammen, welche sich in den Besitz des Nährbodens teilen, ohne
daß sie sich gegenseitig in ihrer Entwicklung hemmen oder gar be¬
drohen würden. Eine Pflanzenart herrscht in der Genossenschaft
allerdings immer vor und gibt ihr ein charakteristisches Gepräge.
Diese Pflanzenart ist es, welche nach langem Kampfe alle gefährlichen
Konkurrenten geschlagen und verdrängt hat. Sie duldet nur noch
solche Gewächse um sich, welche mit den Existenzbedingungen vor¬
lieb nehmen, die sie ihnen eigentlich diktiert. Die Bedürfnisse der
herrschenden Pflanzenart einer Genossenschaft geben also den Aus¬
schlag, sowohl bei der Verteilung der Nahrung als auch der Feuchtig¬
keit und des Lichtes. Diejenigen Individuen, welche sich durch diese
Verteilung in ihrer Existenz bedroht sehen, müssen einfach weichen.
Pflanzengenossenschaften wie Wälder, Matten, Riede können somit
als ein vorübergehender Ruhezustand im Kampf der Pflanzen unter¬
einander aufgefaßt werden; doch auch dieser Ruhezustand ist nur
von kurzer Dauer.
Kampf allüberall, in den Höhen und Tiefen, wohin das Auge
nur schaut! Ist dies nicht entmutigend für uns, die wir in dem Ringen
der Vegetation das Spiegelbild unseres eigenen Lebens finden? Nein.
So wie hier das Individuum, wenngleich nur ein Stäubchen in der
unermeßlichen Zahl bedeutend, doch meßbar beiträgt zur fort¬
schreitenden Entwicklung des Ganzen, so wird auch unser Schaffen,
unser Ringen nicht verloren sein, sondern auch ein Steinchen be¬
deuten im mächtigen Bau der Menschheitsentwicklung.
175. Der wandernde See. Von Isabelle Kaiser.
/t| span ist ein abgelegenes Dorf in einem Hochtal der Schweiz, schier
^ am Ende der Welt. Die höchsten Berge sperren es eifersüchtig
von allem Verkehr ab. Nur im Osten löst sich ein wenig der Felsen¬