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der Krone Frankreichs, ihrem angestammten Schirm- und Schutzherrn,
erwarten die Bedrängten Hilfe in ihrer Not; die königliche Entscheidung be¬
deutet für sie Sein oder Nichtsein. Die treuen Untertanen wissen es nicht
anders; mit dem alten Königsstamme steht und fällt das Vaterland, mit
des Reiches Schicksal ist das ihrige aufs innigste verbunden.
Dieser Sinn für den Zusammenhang des einzelnen mit dem nationalen
Ganzen erscheint am wenigsten entwickelt beim B a u e r n st a n d, in der Volksschicht
also, aus deren Mitte der sinkenden Nation der rettende Genius erstehen soll. In
Thibautd'Arc, dem Vater der Johanna, stellt sich das naive Volkstum dar
ohne jenes Element des Bewußten, durch das die Vaterlandsgesinnung
der entwickelteren Stände erst erzeugt wird. Der Bauer wirkt wie ein Stück
der ihn umgebenden Natur, die ganz unabhängig ist von den staatlichen und
gesellschaftlichen Lebensformen des Kulturmenschen. Auch ihn berührt die
allgemeine Not, aber sie vermag das Gleichgewicht seiner einfachen Seele
nicht zu erschüttern. Unzerstörbar wie die heimatliche Scholle, die er liebt
und bebaut, sind die Wurzeln seines Daseins; mit ihr bleibt ihm seine Arbeit,
die Bedingung und der Zweck seines Lebens, gewiß auch bei wechselnder
Herrschaft. Wie auch die Kriegslose fallen, sein Fleiß wird immer unentbehr¬
lich sein. Mögen Gefahren drohen und mag der Krieg die Saaten verheeren,
der Bauer ist an die Ungunst der Elemente gewöhnt und wird auch diese
Schickung mit Fassung tragen. Er bestellt Haus und Hof nach der Väter Weise,
das Nächste bedenkend, im übrigen Gott vertrauend. Denn sturmesfest wie
sein Heimatboden steht sein Glaube an die himmlischen Gewalten, dessen
Kehrseite die Furcht vor der dunkeln Macht höllischer Geister ist. So fühlt
sich der schlichte Mann im Einklang mit der engen, ursprünglichen Welt,
in die er gebannt ist, und schöpft daraus eine innere Kraft und Sicherheit,
die ihn gegen alle äußeren Schicksalsschläge wappnet.
In diesem sicheren Kreis urwüchsigen Volkstums wächst Johanna heran,
während düstere Stürme über Frankreich brausen. Der stillen Jugendheimat
verdankt das Hirtenmädchen die kindliche Schlichtheit und kraftvolle Natür¬
lichkeit seines Wesens, köstliche Gaben, die auch der Heldin taugen auf ihrem
gefahrvollen Wege.
K. Berger, Schiller, Sein Leben und seine Werke. München, Beck, 1909.
13. Zu Schillers „Teil": Der Gang der Handlung.
Im ersten Akt seines Dramas „Wilhelm Dell" gibt uns Schiller zu¬
nächst ein Bild von dem Zustande des Landes unter der Tyrannei der Vögte
bis zum Bunde der drei Männer. Baumgarten, der seines Weibes Ehre
verteidigt und den Wolfenschießen erschlagen hat, wird von den Reitern des
Landenbergers, des Zwingherrn in Unterwalden, verfolgt und von Dell über
den stürmischen See gerettet. Nachdem wir so „der Vögte Geiz und Wüterei"