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Tür die verschiedenen Proben vorgenommen (V. 81 f., V. 147f.): die Ein¬
tauchung des Stäbchens in das siedende Bietall und die Prüfung des Flüssig¬
keitsgrades durch die Glasur; sodann die Entnahme eines Löffels voll aus
der Masse, um es nach der Erkaltung zu zerbrechen und an den Zacken der
Bruchfläche die Mischungsverhältnisse zu erkennen. Erscheinen dabei die
Zacken so klein und dicht, daß sie kaum sichtbar sind, so zeigt das ein Zuviel
von Zinn, so daß also noch Kupfer zugesetzt werden muß; sind sie umgekehrt
zu groß und grob, so muß den: Mehrgehalt von Kupfer noch Zinn beigemischt
werden.
Ist endlich alles zum Gusse bereit — etwa nach zwölf Stunden (in:
Liede natürlich dichterisch frei verkürzt) —, so wird an: tiefst liegenden Ende
des Schmelzherdes der keilförmige Stein-Zapfen, der das hier befindliche
Ausfluß- oder Stichloch schließt, mit einer Eisenstange von außen in den
Ofen hineingestoßen (V. 151 umgekehrt: „Stoßt den Zapfen ans!" d. h.
aus der Verschlußröhre ins Innere), wo er, leichter als das Metall, zu dessen
Oberfläche aufsteigt und dort schwimmen bleibt. So wird der glühenden
Flüssigkeit der Weg in die aus feuerfesten Steinen hergestellte, schräge Rinne
gebahnt, aus der sie sich in die eigentliche Glockenform ergießt.
II. Diese, die Gießform der Glocke, besteht aus vier Hauptteilen. 1. Die
ganze Formung geschieht in der neben dem Gießofen etwas tiefer liegenden
„Dammgrube" (V. 29), einer runden, rings ummauerten Bodenvertiefung,
deren Grundfläche, von einer Eisenplatte bedeckt, der Glockenforn: als Unter¬
lage dient. In der Mitte wird ein senkrechter Eisen- oder Holzpfahl ein¬
gelassen und oben drauf ein drehbares Kreuz gelegt, an dessen Armen sich
später die Schablonen runddrehen lassen. Nun wird um den Pfahl herum
2. der Kern, die Jnnenform der Glocke, von Steinen so ausgemauert, daß in
der Mitte ein zylindrischer Hohlraun: frei bleibt, um später in diesen einen
Eisenzylinder mit glühenden Kohlen zur Austrocknung der Form einlassen zu
können. Rings herum auf den Steinkern wird Lehn: gelegt und dieser durch
eine erste drehbare Schablone von Holz, in der genau der Durchriß der inneren
Glockenform ausgeschnitten ist, derart allseitig geglättet, daß die Oberfläche
des Gesamtkörpers genau der Jnnenform der Glocke entspricht, also der Ge¬
stalt, welche entstäube, wenn man die fertige Glocke etwa auf einen Sand¬
oder Schneehaufen abdrückte. Dieser Gesamtkern wird noch mit einen: feinen
Aschenbrei bepinselt, und dann — nach Herausnahme des Pfahls — das
Ganze in der bezeichneten Weise von: inneren Hohlzylinder aus durch eju*
gelassene glühende Kohlen getrocknet.
Sobald dies geschehen, wird 3. auf diesem Kern das eigentliche Glocken¬
modell, die sogen. Dicke, gleichfalls von feinerem Ton oder Lehn: aufgetragen,
mit einer zweiten Schablone, auf der die äußere Schweifung der Glocke aus¬
geschnitten ist, abermals rund herum geglättet, dann getrocknet und wie vor¬
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