Full text: Für die Mittelstufe der Lehrerseminare (Band 3, [Schülerband])

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4. Ein kraut wechst in der awen 
mit namen Wolgemut, 
liebt ser den schönen frawen, 
darzu holunderblut, 
die weiß und roten rosen 
helt man in großer acht, 
kann gelt darumb gelosen, 
schön krenz man darauß macht. 
6. Des morgens in dem tawe 
die meidlin grasen gan, 
gar lieblich sie anschawen 
die schönen blümlin stan, 
darauß sie krenzlin machen 
und schenkens ihrem schatz, 
den sie freundlich anlachen 
und geben im ein schmatz. 
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5. Das kraut Je lenger ie lieber 
an manchem ende blüt, 
bringt oft ein heimlich fieber, 
wer sich nicht dafür hüt; 
ich hab es wol vernommen 
was dises kraut vermag, 
doch kan man dem vorkommen; 
wer Maßlieb braucht all tag. 
7. Darumb lob ich den summer, 
darzu den meien gut, 
der wendt uns allen kummer 
und bringt vil freud und mut; 
der zeit wil ich genießen 
dieweil ich pfennig hab, 
und wen es tut verdrießen 
der fall die stiegen ab! 
112. Prinz Eugen vor Belgrad (1717). 
Soltau, Histor. Volkslieder. Leipzig 1836. S. 527. 
1. Prinz Eugenius, der edle Ritter, 
Wolt dem Kayser wiedrum kriegen 
Stadt und Festung Belgarad. 
Er ließ schlagen einen Brucken, 
Daß man kunt hinüber rucken 
Mit d'r Armee wohl für die Stadt. 
2. Als der Brucken nun war geschlagen, 
Daß man kunt mit Stuck und Wagen 
Frey passieren den Donaufluß: 
Bey Semmalin schlug man das Lager, 
Alle Türken zu verjagen, 
Ihn zum Spott und zum Verdruß. 
3. Am einundzwanzigsten August so eben 
Kam ein Spion bey Sturm und Regen, 
Schwurs dem Prinzen und zeigts ihm an, 
Daß die Türken futragiren, 
So viel als man kunt verspüren 
An die dreimalhunderttausend Mann. 
4. Als Prinz Eugenius dieß vernommen, 
Ließ er gleich zusammenkommen 
Sein' General' und Feldmarschall'. 
Er thãt sie recht instruiren 
Wie man solt die Truppen führen 
Und den Feind recht greifen an. 
5. Bey der Parole thät er befehlen, 
Daß man solt die Zwölfe zählen 
Bey der Uhr um Mitternacht; 
Da solt all's zu Pferd aufsitzen, 
Mit dem Feinde zu scharmützen, 
Was zum Streit nur hätte Kraft. 
6. Alles saß auch gleich zu Pferde, 
Jeder griff nach seinem Schwerte, 
Ganz ruckt man aus der Schantz; 
Die Musquetier wie auch die Reiter 
Thäten alle tapfer streiten, 
Es war fürwahr ein schöner Tantz. 
7. Ihr Konstabler auf der Schantzen, 
Spielet auf zu diesem Tantzen 
Mit Karthaunen groß und klein, 
Mit den großen, mit den kleinen 
Auf die Türken, auf die Heyden, 
Daß sie laufen all davon! 
8. Prinz Eugenius wohl auf der Rechten 
Thät als wie ein Löwe fechten 
Als General und Feldmarschall. 
Prinz Ludewig ritt auf und nieder: 
„Halt't euch brav, ihr deutschen Brüder, 
Greift den Feind nur herzhaft an!“ 
9. Prinz Ludewig, der mußt aufgeben 
Seinen Geist und junges Leben, 
Ward getroffen, von dem Bley. 
Prinz Eugenius ward sehr betrübet, 
Weil er ihn so sehr geliebet, 
Ließ ihn bringen nach Peterwardein.
	        
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