29
6
5*
4. Ein kraut wechst in der awen
mit namen Wolgemut,
liebt ser den schönen frawen,
darzu holunderblut,
die weiß und roten rosen
helt man in großer acht,
kann gelt darumb gelosen,
schön krenz man darauß macht.
6. Des morgens in dem tawe
die meidlin grasen gan,
gar lieblich sie anschawen
die schönen blümlin stan,
darauß sie krenzlin machen
und schenkens ihrem schatz,
den sie freundlich anlachen
und geben im ein schmatz.
58*
5. Das kraut Je lenger ie lieber
an manchem ende blüt,
bringt oft ein heimlich fieber,
wer sich nicht dafür hüt;
ich hab es wol vernommen
was dises kraut vermag,
doch kan man dem vorkommen;
wer Maßlieb braucht all tag.
7. Darumb lob ich den summer,
darzu den meien gut,
der wendt uns allen kummer
und bringt vil freud und mut;
der zeit wil ich genießen
dieweil ich pfennig hab,
und wen es tut verdrießen
der fall die stiegen ab!
112. Prinz Eugen vor Belgrad (1717).
Soltau, Histor. Volkslieder. Leipzig 1836. S. 527.
1. Prinz Eugenius, der edle Ritter,
Wolt dem Kayser wiedrum kriegen
Stadt und Festung Belgarad.
Er ließ schlagen einen Brucken,
Daß man kunt hinüber rucken
Mit d'r Armee wohl für die Stadt.
2. Als der Brucken nun war geschlagen,
Daß man kunt mit Stuck und Wagen
Frey passieren den Donaufluß:
Bey Semmalin schlug man das Lager,
Alle Türken zu verjagen,
Ihn zum Spott und zum Verdruß.
3. Am einundzwanzigsten August so eben
Kam ein Spion bey Sturm und Regen,
Schwurs dem Prinzen und zeigts ihm an,
Daß die Türken futragiren,
So viel als man kunt verspüren
An die dreimalhunderttausend Mann.
4. Als Prinz Eugenius dieß vernommen,
Ließ er gleich zusammenkommen
Sein' General' und Feldmarschall'.
Er thãt sie recht instruiren
Wie man solt die Truppen führen
Und den Feind recht greifen an.
5. Bey der Parole thät er befehlen,
Daß man solt die Zwölfe zählen
Bey der Uhr um Mitternacht;
Da solt all's zu Pferd aufsitzen,
Mit dem Feinde zu scharmützen,
Was zum Streit nur hätte Kraft.
6. Alles saß auch gleich zu Pferde,
Jeder griff nach seinem Schwerte,
Ganz ruckt man aus der Schantz;
Die Musquetier wie auch die Reiter
Thäten alle tapfer streiten,
Es war fürwahr ein schöner Tantz.
7. Ihr Konstabler auf der Schantzen,
Spielet auf zu diesem Tantzen
Mit Karthaunen groß und klein,
Mit den großen, mit den kleinen
Auf die Türken, auf die Heyden,
Daß sie laufen all davon!
8. Prinz Eugenius wohl auf der Rechten
Thät als wie ein Löwe fechten
Als General und Feldmarschall.
Prinz Ludewig ritt auf und nieder:
„Halt't euch brav, ihr deutschen Brüder,
Greift den Feind nur herzhaft an!“
9. Prinz Ludewig, der mußt aufgeben
Seinen Geist und junges Leben,
Ward getroffen, von dem Bley.
Prinz Eugenius ward sehr betrübet,
Weil er ihn so sehr geliebet,
Ließ ihn bringen nach Peterwardein.