Blee: Wieland der Schmied.
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küren waren dadurch in ihre Gewalt gegeben, und die drei Brüder
vermählten sich mit ihnen. Aber eines Tages sehnten sich die Wal¬
küren wieder nach Kanlps und Streit und verließen ihre Männer.
Eigil und Slagfieder zogen aus, ihre Frauen zu suchen. Wieland
aber blieb einsam und traurig zurück. Seine Gattin, die Allweiß
hieß, hatte ihm einst einen Zauberring gegeben, der ihm ihre Treue
verbürgen sollte; der werde sie, hatte sie ihm gesagt, immer wieder zu
ihm zurückführen. Er hatte aber siebenhundert andere Ringe ge¬
schmiedet, die jenem völlig glichen, mit dem echten an eine Schnur
gereiht und in seinem Gemache aufgehängt.
Run vernahm König Neiding die Kunde, wie Wieland einsän: im
Wolfstal sitze. Da ritt er eines Nachts mit wenigen Mannen dahin,
und als sie zu Wielands Hause kamen, fanden sie ihn nicht daheim.
Der König aber ging ins Gemach und sah die Ringe am Baste hangen.
Sie glichen sich alle von Aussehen, aber nur einer wollte ihm ge¬
fallen, das war Allweiß' Ring, der seine Macht auf Neiding übte.
Den nahm er und legte sich darauf mit seinen Mannen ins Gebüsch
des nahen Waldes.
Es währte nicht lange, da kehrte Wieland müde von: Weidwerk
zurück. Er zündete Feuer an, um das Fleisch der Bärin, die er erlegt
hatte, zu braten. Bald brannte das dürre Föhrenholz, und Wieland
zählte beim Leuchten der Flamme die Ringe. Siehe, da fehlte einer;
er zählte und zählte wieder, und immer vermißte er einen. Doch weil
er müde war von den Mühen der Jagd, glaubte er, sein schlaf¬
trunkenes Auge irre ihu. Daun dachte er wieder, Allweiß, sein liebes
Weib, wäre heiingekehrt und hätte den Ring genommen. So saß er,
halb träumend, auf den: Bärenfell, bis er endlich einschlief. Aber
harnwoll war sein Erwachen; ein Geräusch störte ihn auf, und nun
fühlte er sich an Händen und Füßen gehemmt; schwere Fesseln hielten
ihn umspannt. „Wer ist es," rief er zornig, „der es wagt, einen
edlen Mann zu binden?" Da sprach Neiding, der König: „Ich ließ
dich fesseln, Wieland. Und diesen Ring hier nahm ich von der Schnur.
Ich will ihn Badhilden, meiner Tochter, geben. Sage mir, du kluger
Mauu, wo erwarbst du die Schätze, aus denen du hier so viel Kleinode
geschmiedet hast? Ich wähne, du gewannst sie in meinem Lande." —
„Nein, du schnöder König," erwiderte Wieland mit bitterem Hohn,
„in deinem Lande ist kein Gold zu finden. Wohl weiß ich des edlen
Erzes Sitz; fern von hier aus den Wellen des Rheins fördern es
Elfen zutage. Sie bringen mir's, denn auch ich bin aus Elfen¬
geschlecht. Dir aber, Gieriger, wird es nimmer zu teil." Da hieß
der König seine Mannen alles mitnehmen, was an Gold und Kleinoden
in der Schmiede lag, und zog von dannen. Wieland aber blieb