Full text: (6., 7. [und 8.] Schuljahr) (Teil 4)

— 7 — 
Sie gehen miteinander den nahen Fels hinan, 
sein gülden Thor hat eben der Morgen aufgethan, 
der Hans voran, der Fremde recht rüstig hinterdrein 
und höher stets mit Beiden der liebe Sonnenschein. 
Nun stehn sie an der Spitze, da liegt die Alpenwelt, 
die wunderbare, große, vor ihnen aufgehellt; 
gesunkne Nebel zeigen der Thäler reiche Lust, 
mit Hütten in den Armen, mit Herden an der Brust, 
dazwischen Riesenbäche, darunter Kluft an Kluft, 
daneben Wälderkronen, darüber freie Luft; 
und sichtbar nicht, doch fühlbar, von Gottes Ruh' umkreist, 
in Hütten und in Herzen der alten Treue Geist. 
Das sehn die Beiden droben, dem Fremden sinkt die Hand; 
Hans aber zeigt hinunter aufs liebe Vaterland: 
Für das hab' ich gefochten, dein Bruder hat's bedroht; 
für das hab' ich gestritten, für das schlug ich ihn tot!“ 
Der Fremde sieht hinunter, sieht Hansen ins Gesicht, 
er will den Arm erheben, den Arm erhebt er nicht: 
„Und hast du ihn erschlagen, so war's im rechten Streit, 
und willst du mir verzeihen, komm, Hans, ich bin bereit!“ 
Joh. Gabr. Seidl. 
6. Reinigkeit. 
EGhasele.) 
Rein gehalten dein Gewand, daß einsprechen könn' im Haus 
rein gehalten Mund und Hand. reiner Gast aus Himmelsland. 
Rein das Kleid von Erdenputz, eruer nr ener 
rein von Erdenschmutz die Hand. rein von ac des Herdes 
Brand. 
Rein von Erdentrutz das Herz, n 
und von Gier der Lippe Rand. Sohn!l die äuß're Reinigkeit 
ist der innern Unterpfand. 
Außen sei die Schwelle rein, Rein gehalten Hand und Mund! 
innen rein des Hauses Wand; Rein gehalten dein Gewand! 
Friedrich Rückert.
	        
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