98
Fischer.
e. Ach Gott, was schlossen diese Wände
Nicht alles ein, die ganze Welt,
Von einem bis zum andern Ende,
War zwischen ihnen aufgestellt.
Im schiefen Dach das kleine Fenster
Warf Licht in ein unendlich Land,
Wo Räuber, Könige, Gespenster
Das Kind in jedem Winkel fand.
7. O könnt' ich einmal noch im Leben
Die knarrenden Stufen da hinan,
Die alte schwere Luke heben
Und in der Bodenkammer dann
Noch einmal auf dem Schaukelpferde
Napoleon in Ägypten sein
Und mit tyrannischer Gebärde
Die Welt in Grund und Boden schrein!
8. Aus manchem Sattel mußt' ich gleiten,
Drin ich ein Feldherr mich geglaubt,
Und mußte still zu Fuß dann schreiten,
Ein Wandrer, den der Weg bestaubt.
O Rößlein meiner Knabenspiele,
Du trugst mich schlank an alle Ziele,
Die mein Papierhelm vor sich sah —
Ein Gertenschlag: Viktoria!
Mit dem Leben. S. 2» ff.
Johann Georg Fischer.
73. Sommermorgen.
r. Leise träumt die Sommernacht;
Bei den kühlen Bronnen
Hab' ich dich herangewacht,
Erster Hauch der Sonnen.
2. Gestern in der Abendluft,
Als sie untergangen,
Blieb von ihrem Gold ein Dust
Fern im Westen hangen,
3. Und er schwebte durch die Nacht
Über bis zum Norden,
Hat den Osten rot gemacht,
Daß es Morgen worden.
4. Perl' an Perle hängt der Tau
Um des Grases Blüten,
Und man sieht den Dampf der Au
Warme Stunden brüten.
5. Tiefer schon an Turm und Dach
Rückt die Helle nieder,
In den Wipfeln allgemach
Wachen auf die Lieder.
6. Sieh — ein Blitz am Himmel hin!
Durch der Blätter Beben
Zittert mir um Wang' und Kinn,
Tag, dein Sonnenweben;