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Laßt leere Reden und thut euer Werk;
Oder ich fürchte einen Zwerg
Mehr, denn euern großen Leib.
Laßt schelten ein zänkisch Weib,
Das nichts 833 vom tenl
Will aber nach guten Rechten
Gott unsre Schalen wägen,
So seid ihr bald mir unterlegen.
Nun verließ sich der Rie auf seine Kraft
Und seines Armes Meisterschaft;
Er getraute sich seiner Haut zu wehren
Und mochte der Rüstung embehren
ghn däucht, er hätte Waffen genug
n einer Stange, die er trug.
Sehr freute das Herrn Iwein da,
Als er ihn ungepanzert 3
est angelegt mit aller Kraft
ält er im Arm des Speeres Schaft
nd treibt aß an mit dem Sporn.
Er zielt' auf die Brust ihm vorn
Und traf ihn mit so scharfen Stich,
Daß die Lanzenspitze sich
Löste von der Stangen
Und hlieb in der Brust ihm hangen.
Drauf schlug ihm der Riese einen
Schlag,
Daß ich wohl euch sagen mag,
Hätt' ihn däs Roß nicht fürgetragen
Und jener hätt' ihm geschlagen
Einen zweiten Schlag, wi jenen
ug,
So war's zu seinem Tod genug;
Da trig ihn aber sein Roß hindann,
Bis er das Schwert gewann.
Drauf kehrt er wieder zu ihm hin,
Und half, ihm sein kluger Sinn,
Seine Kühnheit und sein gutes Schwert,
Daß, wie er an ihm voͤrüber fahrt,
Er eine zweite Wund' ihm schlägt.
Als sein Roß fürder trägt,
i ihm der Riese einen Shlag,
er vornüber sank und lag
Auf des Rosses Hals wie tot,
Da sah der Löwe seine Not
Und lief den ungefügen Mann
Viel wild und unn an
Und reißt mit einem Streiche
Vom Nãcken his zur Weiche
Lleider ihm ab und Fell,
So daß der große Gesell
Wie ein Ochs erbrullte grauenhaft.
Da schwankt' ihm der 3533 Schaft,
Den er als Waäffe trug;
Und als er nach dem wen schlug,
Entwich das gute Tier hindann,
Und er traf nicht Löwen noch Mann.
Er hatte den Hieb r so jach,
Daß er sich neigt dang
Und fast amm Boden danieder lag:
Doch eh er sich rafft zum neuen iag
3 sich Herr Jwein
it gewaltigen een zwein
An ihm viel wohl gerochen
Und das Schwert durch ihn gestochen
Recht mitten, wo das 5 liegt.
Da war er im Kampf
Und wie ein Baum, von der Art gefällt,
Fiel er schwer hin und deckte das Feld
Baudissin.
20. Wolfram von Eschenbach.
Von seinen Verhältnissen ist e bekannt. Seine Heimat ist Eschenbach in
Mittelfranken. Weder Geburts- noch Todesjahr sind auf uns gekommen. Sein
berühmtestes Werk ist der Parzival.
Parzival.
Parzival ist der Sohn Gamurets, der frühzeitig auf seinen abenteuerlichen
Fahrten das Leben verlor. Deshalb brachte die Mutten Herzeloyde den Knaben in
die Wildnis von Soltane, daß er da ohne Heldentum und Ritterwesen aufwachse.
Aber ihre Vorsicht ist vergebens: Parzival gelangt an den Hof des Königs Artuͤs,
wo der edle Gurnemans sich seiner annimmt und ihn in höfischer Zucht und ritter⸗
licher Sitte unterweist. Eine seiner Lehren ist auch die, man solle alles müssige,
lästige Fragen vermeiden. Als daher Parzival zum krantken Gralkönig Anfortas
auf die Burg Monsalväsche kommt und durch eine Frage ihn retten könnte, sieht
er wohl stauünend all' die Wunder, fragt aber nicht, welche Bewandtnis es mit
ihnen habe. Dadurch hat er auch das ihm zugedachte Gralskönigtum verscherzt.
Zerfallen mit sich selbst, zweifelnd an einer höheren Führung, irrt Parzival
bis er einen Einsiedler, seinen Oheim Trevrizent, trifft. der 6. ermahnt und belehrt,
sodaß ihm nun die Heilung des Anfortas gelingt und das Königtum des Grals
sein Lohn wird.