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Bauern ein Schlummerlied, und auf den Feldern wiegen, zu Garben
vereinigt, die Halme ihre schweren Häupter zum letztenmal im
Scheine des Vollmonds. Wie ein riesiger Wegweiser ragt vor
uns der gewaltige Turm der Calauer Pfarrkirche aus der allmäh¬
lich ansteigenden Ebene empor. Endlich ist es erreicht, das trau
liehe, unter dem Zeichen St. Crispins wacker gedeihende Städtchen.
Über das holperige Pflaster der engen Gassen, die murmelnden
Brunnen, die alten, im Laubwerk der Weinreben fast begrabenen
Fachwerkhäuschen und das ehrwürdige, vom Mondlicht märchen¬
haft umflossene Gotteshaus hat die Nacht einen Hauch von Poesie
gebreitet, der dem Orte sonst fremd ist, und den „des Hauses
redlicher Hüter“ durch mißtöniges Pfeifen an jeder Straßenecke
zu verscheuchen nach Kräften bemüht ist. Noch lange, nachdem
wir das Freie wiedergewonnen, verfolgt uns das schrille, die
schöne, alte Sitte des Wächterrufs mehr und mehr verdrängende
Signal, bis es von dem monotonen Schrei der Kiebitze in den
moorigen Wiesengründen abgelöst wird. Langsam ist indessen
der fahle Schein der Dämmerung, stetig wachsend, vom nörd¬
lichen zum nordöstlichen Horizonte gewandert; der Morgentau
fällt, die volle Mondscheibe verblaßt zusehends, und nun schießt
blendend der erste Lichtstrahl zum Plateau des Brautbergs hinüber
und vergoldet die zahllosen Wipfel der Kiefernheide, durch welche
die letzte Strecke unserer Wanderung führt. Die niedrigen, rohi>
gedeckten Blockhäuschen in den Dörfern, die zwiebelkuppelig ge¬
wölbten Heuschober auf den Wiesen und die hier und da auf
den Höfen am Brunnen erscheinenden malerischen Frauentrachten
künden allsorbisches Volksgebiet an; und nicht lange, so schlagen
auch wendische Laute an unser Ohr. Am südlichen Horizonte
tauchen hohe Fabrikschlote auf, Schienen kreuzen den Weg, und
vom Bahnhof Groß Bäschen ertönt der Pfiff der Lokomotive; wir
sind am Ziel unseres Weges.
Der erste Gang gilt der etwa 10 Minuten hinter Klein-Rüschen
am Nordrande des riesigen Braunkohlenfeldes gelegenen Grube
Marie Nord westfei d. Nach eingeholter und gern erteilter Er¬
laubnis folgen wir dem zum Transport des Abraums bestimmten
Schienenwege und stehen bald am Rande eines gewaltigen Kessels,
dessen Wände teils aus dunkler Kohle, teils aus losen Massen