des Schicksals und das Können des Menschen niemals Illusionen machte;
für ihn war der holde Schleier gehoben, der dem Menschen die Un¬
zulänglichkeit seines Wirkens verdeckt. Wie klug er auch plante und alle
Möglichkeiten bedachte, das Gefühl wich doch nie aus seiner Brust, daß
in allen Dingen das Glück, das heißt der Zufall, das gute Beste tun
müsse; und damit mag es denn auch zusammenhängen, daß er so oft
dem Schicksal Paroli geboten und namentlich mit verwegner Gleich¬
gültigkeit seine Person wieder und wieder aus das Spiel gesetzt hat.
Wie ja wohl überwiegend verständige Menschen in das reine Hasardspiel
sich flüchten, so war auch in Cäsars Rationalismus ein Punkt, wo er
mit dem Mystizismus gewissermaßen sich berührte. —
Aus einer solchen Anlage konnte nur ein Staatsmann hervorgehen.
Von früher Jugend an war denn auch Cäsar ein Staatsmann im tiefsten
Sinn des Wortes und sein Ziel das höchste, das dem Menschen gestattet ist
sich zu stecken: die politische, militärische, geistige und sittliche Wiedergeburt
der tiefgesunkenen eignen und der noch tiefer gesunkenen mit der seinigen
innig verschwisterten hellenischen Nation. Die harte Schule dreißigjähriger
Erfahrungen änderte seine Ansichten über die Mittel, wie dies Ziel
zu erreichen sei; das Ziel blieb ihm dasselbe in den Zeiten hoffnungs¬
loser Erniedrigung wie unbegrenzter Machtvollkommenheit, in den Zeilen,
wo er als Demagog und Verschworner auf dunklen Wegen zu ihm hin¬
schlich, wie da er als Mitinhaber der höchsten Gewalt und sodann als
Monarch vor den Augen einer Welt im vollen Sonnenschein an seinem
Werk schuf. Alle zu den verschiedensten Zeiten von ihm ausgegangenen
Maßregeln bleibender Art ordnen in den großen Bauplan zweckmäßig
sich ein. Von einzelnen Leistungen Cäsars sollte darum eigentlich nicht
geredet werden; er hat nichts Einzelnes geschaffen. Mit Recht rühmt
man den Redner Cäsar wegen seiner aller Advokatenkunst spottenden
männlichen Beredsamkeit, die wie die klare Flamme zugleich erleuchtete
und erwärmte. Mit Recht bewundert man an dem Schriftsteller Cäsar
die unnachahmliche Einfachheit der Komposition, die einzige Reinheit
und Schönheit der Sprache. Mit Recht haben die größten Kriegsmeister
aller Zeiten den Feldherrn Cäsar gepriesen, der wie kein andrer ungeirrt
von Routine und Tradition immer diejenige Kriegführung zu finden
wußte, durch die in dem gegebenen Fall der Feind besiegt wird und die
also in dem gegebenen Fall die rechte ist; der mit divinatorischer Sicher¬
heit für jeden Zweck das rechte Mittel fand; der nach der Niederlage
schlagfertig dastand wie Wilhelm von Oranien und mit dem Sieg ohne