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macht denn mein Krambam..." Aber mitten in dem Worte hielt
er bestürzt inne, schüttelte das Haupt und sprach mit einem tiefen
Seufzer: „Schad' um den Hund."
M. v. Ebner-Eschenbach.
V. Aus Erd- und Naturkunde.
V
36. Deutschland und sein Volk.
Sein Vaterland kennen lernen ist unerläßliche Vorbedingung
dafür, es richtig zu würdigen. Es fällt indessen bei Deutschland
und seinem Volk nicht eben leicht, jene Vorbedingung zu erfüllen,
da uns von Gau zu Gau stark individuelles Gepräge aufstößt. Ver¬
suchen wir, in flüchtiger Wanderskizze zu zeigen, wie vielfach dieser
reizvolle Wechsel von Landschaft und Volkstum auf gegenseitiger
Beeinflussung beruht.
Im Algäu an den Quellbächen der Iller und weiter östlich
in den Bayrischen Alpen erhebt sich der Boden unseres Reichs wie
nirgends sonst bis über die Schneegrenze. Hier allein jagt man
die Gemse, wohnen halbnomadisch die Sennhirten in wetter¬
gebräuntem Blockhaus nur sommersüber auf der grünen Alpenmatte,
die sich zwischen die schneebedeckten Zinnen des Hochgebirgsgrates
und die tannendunkle Zone der unteren Gehängestufe einschaltet.
Auch sie wird häufig vom lichteren Grün der Weideländerei
unterbrochen, während Feldfluren im Landschaftsbild ganz zurück¬
treten und gewöhnlich auf die Talsohle in der Umgebung der Dorf-
schaften beschränkt sind. Tiefer Naturfrieden lagert über dem Ganzen.
Rinderzucht nebst Waldwirtschaft ernährt eine spärliche Anzahl
genügsamer Menschen. Gleichviel ob Schwaben im Westen, Bayern
im Osten — die Alpennatur drückt den Bewohnern ganz gleichartigen
Stempel auf. Gesundheit und Kraft spricht ihnen aus dem Antlitz,
aus dem rüstigen Gang selbst auf schwindelndem Pfad an jäher
Felswand. Stets von Gefahr durch übermenschliche Mächte bedroht,