Full text: [Theil 7, [Schülerband]] (Theil 7, [Schülerband])

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60. Berlin. 
Berlin war früher mit einer 15 Kilometer langen Mauer um¬ 
geben, die jetzt, nachdem die Stadt sich über dieselbe hinaus erwei¬ 
tert hat, stückweise niedergerissen worden ist. Der damalige Durch¬ 
messer der Stadt betrug 4 bis 6 Kilometer. Stellen wir uns auf 
die Lange Brücke oder Kurfürstenbrücke, so stehen wir zwischen dem 
alten Berlin und dem alten Köln, welches auf einer Insel in der 
Spree liegt, zwischen der alten nördlichen Stadt des bürgerlichen, 
gewerblichen Verkehrs und der südlichen Stadt, die neuer und präch¬ 
tiger gebaut ist; neben uns sehen wir das Reiterstandbild des großen 
Kurfürsten. Gehen wir zuerst abwärts von der Insel in das 
eigentliche alte Berlin, so gelangen wir in die alte Königsstraße, 
die dasselbe wie eine Pulsader durchschneidet und die lebhafteste 
Straße der Stadt ist. Ununterbrochen bedeckt ein doppelter Wagen¬ 
zug den Damm der Straße; rastlos wogt ein Menschenstrom an 
beiden Seiten auf den schmalen Bürgersteigen. In dieser Straße 
ist die große Post gelegen, und daher steigt die Lebendigkeit zu ge¬ 
wissen Tagesstunden ins ungemessene. 
Gehen wir aber nach der Langen Brücke zurück, so betreten 
wir von da aus die Spreeinsel, das alte Köln. Ein Gang von 
da aus quer durch die Stadt nach dem Brandenburger Thor zeigt 
uns die Hauptstadt in der Großartigkeit ihrer Prachtbauten und 
Denkmäler, und man muß zugestehen, daß Berlin eine der schönsten 
Städte Europas ist. 
Das königliche Schloß liegt auf der entgegengesetzten Seite der 
Insel und ist in seinem ältesten, der Spree zugekehrten Theile von 
Joachim II 1540 aufgeführt, aber unter König Friedrich I gro߬ 
artig erweitert; es ist ein längliches Viereck mit fünf Portalen, 
160 Meter lang, 90 M. breit, 32 Meter hoch. An Macht der 
Wirkung ist ihm kein anderes Fürstenschloß zu vergleichen. Der 
weiße Saal, 33 M. lang, 16 M. breit und 13 M. hoch, ist unter 
seinen vielen Sälen der gröste. In ihm werden die hohen Feste 
im königlichen Hause abgehalten, die Reichs- und Landtage eröffnet 
und geschlossen. — Das Schloß stößt mit seiner südwestlichen Lang¬ 
seite an den Schloßplatz, der als Weihnachtsmarkt dient, mit der 
nordöstlichen an den Lustgarten. An der Nordseite des Lustgartens 
liegen drei gewaltige und prächtige Gebäude, die drei großen Museen, 
die von drei preußischen Königen erbaut sind. Sie enthalten 
Gemälde, Bildsäulen, kostbare Geräthe und Kunstsachen aus allen 
Zeiten und Ländern. Da ist zuerst das sogenannte alte Museum König 
Friedrich Wilhelms III, das einem griechischen Tempel gleicht. Durch 
einen Sänlengang ist mit dem alten Museum das dahinterliegende
	        
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