Full text: [Band 3 = Oberstufe, [Schülerband]] (Band 3 = Oberstufe, [Schülerband])

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nahmst der Stunde fröhlich Leben; 
nimm dein falsch Geschenk zurück! 
10. Nimmer mit dem Schmuck der 
Bräute 
kränzt' ich mir das duft'ge Haar, 
seit ich deinem Dienst mich weihte 
an dem traurigen Altar. 
Meine Jugend war nur Weinen, 
und ich kannte nur den Schmerz: 
jede herbe Not der Meinen 
schlug an mein empfindend Herz. 
11. Fröhlich seh' ich die Gespielen, 
alles um mich lebt und liebt 
in der Jugend Lustgefühlen; 
mir nur ist das Herz getrübt. 
Mir erscheint der Lenz vergebens, 
der die Erde festlich schmückt; 
wer erfreute sich des Lebens, 
der in seine Tiefen blickt? 
12. Selig preis' ich Polyxenen 
in des Herzens trunknem Wahn; 
denn den Besten der Hellenen 
hofft sie bräutlich zu umfahn. 
Stolz ist ihre Brust gehoben, 
ihre Wonne faßt sie kaum, 
nicht euch Himmlische dort oben 
neidet sie in ihrem Traum. 
13. Und auch ich hab' ihn gesehen, 
den das Herz verlangend wählt; 
! seine schönen Blicke flehen, 
1 von der Liebe Glut beseelt. 
Gerne möcht' ich mit dem Gatten 
in die heim'sche Wohnung ziehn; 
doch es tritt ein styg'scher Schatten 
nächtlich zwischen mich und ihn. 
! 14. Ihre bleichen Larven alle 
sendet mir Proserpina; 
wo ich wandre, wo ich walle, 
stehen mir die Geister da. 
In der Jugend frohe Spiele 
drängen sie sich grausend ein, 
ein entsetzliches Gewühle! 
Nimmer kann ich fröhlich sein. 
15. Und den Mordstahl' seh ich blinken, 
und das Mörderauge glühn; 
nicht zur Rechten, nicht zur Linken 
kann ich vor dem Schrecknis sliehn. 
Nicht die Blicke darf ich wenden; 
wissend, schauend, unverwandt 
muß ich mein Geschick vollenden, 
fallend in dem fremden Land." — 
16. Und noch hallen ihre Worte — 
; horch! da dringt verworrner Ton 
fernher aus der Tempels Pforte; 
tot lag Thetis' großer Sohn! 
! Eris schüttelt ihre Schlangen, 
! alle Götter sliehn davon, 
j und des Donners Wolken hangen 
! schwer herab auf Ilion. 
$9. Der Graf von ßabsburg. 
1. Zu Aachen in seiner Kaiserpracht, 
im altertümlichen Saale, 
saß König Rudolfs heilige Macht 
beim festlichen Krönungsmahle. 
Die Speisen trug der Pfalzgraf des Rheins, 
es schenkte der Böhme des perlenden Weins,
	        
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