Full text: [Band 3 = Oberstufe, [Schülerband]] (Band 3 = Oberstufe, [Schülerband])

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wurden mit Namensaufruf dem Volke vorgestellt; wer einen derselben seiner 
Sitten oder seiner Herkunft wegen für unwürdig hielt, um den Kranz des Zeus 
zu kämpfen, der konnte sich zur Anklage erheben, die von den Richtern sofort 
erledigt wurde. Dann traten die Kämpfer an die silberne, dem Zeus heilige 
Losurne heran; einer nach dem anderen nahm, nachdem er ein kurzes Gebet 
gesprochen hatte, eines der Lose hervor, welche nach gleichen Buchstaben die 
Paare oder Gruppen bestimmten. So viele der Gruppen da waren — denn es 
liefen immer vier miteinander — so oft wurde der Kampf erneuert, und da 
einer Sieger bleiben mußte, so traten, die in den verschiedenen Gruppen gesiegt 
hatten, zuletzt zum entscheidenden Preiskampfe zusammen. 
Nach Art des Wettlaufs wurden auch die anderen Wettkämpfe des Stadions 
eingeleitet und ausgeführt: der Sprung, in welchem Schwungkraft der Glieder 
und Entschlossenheit sich bewährte, der Ringkampf, durch welchen Männer wie 
Milo, der reiche Schüler des Pythagoras, ihren Ruhm durch alle Länder ver¬ 
breiteten, ferner der rohere Faustkampf, der Wurf des Diskos und Speers. 
In allen den genannten Gattungen der gymnastischen Übungen bewährte sich des 
Mannes eigene Kraft und Gewandtheit. Ihnen gegenüber standen die ritter¬ 
lichen Spiele, wo man der Rosse Tüchtigkeit den Sieg verdankte. Wenn dieser 
Kampf dennoch alle anderen überstrahlte, so war es nicht sowohl die Kunst des 
Wagenlenkers als vielmehr der Glanz des Reichtums, die Pracht des Aufzugs, 
welche zugunsten dieser Kampfart entschieden. Nur die Reichsten traten hier in 
die Schranken; die Könige von Syrakus und Kyrene sandten ihre Wagenlenker; 
hochfahrenden Jünglingen, wie dem Alkibiades, erschien nur der Sieg im 
Hippodrom als ein begehrungswürdiges Ziel. Zu diesem herrlichsten der Schau¬ 
spiele füllten sich am vierten Festtage die langen Stufenreihen zu den Seiten 
der Rennbahn. Die Wagenstände wurden verlost; vor jedem Wagenstande war 
ein Seil gezogen, hinter welchem die Renner ungeduldig den Boden stampften. 
In der Nähe saß auf einem Altar ein eherner Adler, welcher, in die Luft 
steigend, den ersehnten Anfang des Spieles verkündete. Es kam auf der breiten 
Bahn, welche ein Viergespann zwölfmal durchmessen mußte, alles darauf an, 
einerseits die kürzesten Fahrten zu machen und möglichst nahe an der Zielsäule 
mit dem linkslaufenden Pferde herumzulenken, andererseits aber dem auf dieser 
Linie sich zusammenschiebenden Wagengedränge vorsichtig auszuweichen. In 
einem Rennspiele scheiterten 40 Wagen an dieser Klippe und ließen dem allein 
übrigbleibenden einen leichten Sieg. Die Zuschauer verfolgten mit Angst und 
Jubel die rasch sich vollendenden Ereignisse des ergreifenden Schauspiels, bis sie 
mit lautem Beifallsstürme den Glücklichen begrüßen konnten, den des Herolds 
Stimme ausrief. Der Sieger wurde von seinen Angehörigen und Landsleuten 
umringt, von den anwesenden Hellenen begleitet; der festliche Zug bewegte sich 
vom Hippodrom und Stadion nach dem Tempel des Zeus, denn hier zu den
	        
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