Full text: [Cursus 2, [Schülerband]] (Cursus 2, [Schülerband])

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Zu schadenfrohem Frevelmuth. 
Der Graf verschmäht des Rechten 
Warnen 
Und läßt vom Linken sich umgarnen. 
„Verwegner Hund, der du mir 
wehrst! 
Ha, daß du deiner besten Kuh 
Selbst um- und angewachsen wär'st, 
Und jede Vettel noch dazu! 
So sollt' es baß mein Herz ergötzen, 
Euch stracks in's Himmelreich' zu 
hetzen. 
Halloh, Gesellen, drauf und dran! 
Jo! Doho! Hussasasa!" 
Und jeder Hund fiel wüthend an, 
Was er zunächst vor sich ersah. 
Bluttriefend sank der Hirt zur Erde, 
Bluttriefend Stück für .Stück die 
Heerde. 
Dem Mordgewühl entrafft sich kaum 
Das Wild mit immer schwächerm Lauf, 
Mit Blut besprengt, bedeckt mit 
Schaum, 
Nimmt jetzt des Waldes Nacht es auf. 
Tief birgt sich's in des Waldes Mitte 
In eines Klausners Gotteshütte. 
Rasch ohne Rast mit Peitschenknall, 
Mit Horridoh und Hussasa, 
Und Kliff und Klaff und Hörnerschall, 
Verfolges der wilde Schwarm auch da. 
Entgegen tritt mit sanfter Bitte 
Der fromme Klausner vor die Hütte. 
„Laß ab, laß ab von dieser Spur! 
Entweihe Gottes Freistatt nicht! 
Zum Himmel ächzt die Kreatur 
Und heischt von Gott dein Strafgericht. 
Zum letzteumale laß dich warnen, 
Sonst wird Verderben dich umgarnen!" 
Der Rechte sprengt besorgt heran 
Und warnt den Grafen sanft und gut, 
Doch baß hetzt ihn der linke Mann 
Zu schadenfrohem Frevelmuth. 
Und wehe! trotz des Rechten Warnen 
Läßt er vom Linken sich umgarnen! 
„Verderben hin, Verderben her! 
Das," ruft er, „macht mir wenig 
Graus. 
Und wenn's im dritten Himmel wär', 
So acht' ich's keine Fledermaus. 
Mag's Gott und dich, du Narr, ver¬ 
drießen. 
So will ich meine Lust doch büßen." 
Er schwingt die Peitsche, stößt in's 
Horn, 
„Halloh, Gesellen, drauf und dran!" 
Hui, schwinden Mann und Hütte vorn. 
Und hinten schwinden Roß und Mann, 
Und Knall und Schall und Jagd- 
gebrülle 
Verschlingt auf einmal Todteustille. 
Erschrocken blickt der Graf umher; 
Er stößt in's Horn, es tönet nicht; 
Er ruft und hört sich selbst nicht 
mehr; 
Der Schwung der Peitsche sauset nicht; 
Er spornt sein Roß in beide Seiten 
Und kann nicht vor- noch rückwärts 
reiten. 
Drauf wird es düster um ihn her 
Und immer düstrer, wie ein Grab. 
Dumpf rauscht es, wie ein fernes 
Meer. 
Hoch über seinem Haupt herab 
Ruft furchtbar, mit Gewittergrimme 
Dies Urtheil eine Donnerstimme: 
„Du Wüthrich, teuflischer Natur, 
Frech gegen Gott und Mensch und 
Thier, 
Das Ach und Weh der Kreatur 
Und Deine Missethat an ihr 
Hat laut dich vor Gericht gefodert, 
Wo hoch der Rache Fackel lodert. 
Fleuch, Unhold, fleuch und werde jetzt 
Von nun an bis in Ewigkeit 
Von Höll' und Teufel selbst gehetzt! 
Zum Schreck der Fürsten jeder Zeit, 
Die, um verruchter Lust zu frohiien, 
Nicht Schöpfer, noch Geschöpf ver¬ 
schonen!" — 
Ein schwefelgelber Wetterschein 
Umzieht hierauf des Waldes Laub. 
Angst rieselt ihm durch Mark und 
Bein, 
Ihm wird so schwül, so dumpf und 
taub; 
Entgegen weht ihm kaltes Grausen, 
Dem Nacken folgt Gewittersausen. 
Das Grausen weht, das Wetter 
saus't, 
Und aus der Erd' empor, huhu! 
Fährt eine schwarze Riesensaust; 
Sie spannt sich auf, sie krallt sich zu! 
Hui! will sie ihn beim Wirbel packen, 
Hui! steht sein Angesicht im Nacken. 
Es stimmt und flammt rund um 
ihn her 
Mit grüner, blauer, rother Gluth; 
Es wallt um ihn ein Feuermeer, 
Darinnen wimmelt Höllenbrut. 
Jach fahren tausend Höllenhunde, 
Laut angehetzt, empor zum Schlunde.
	        
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