Full text: [Cursus 2, [Schülerband]] (Cursus 2, [Schülerband])

407 
Im Land der Schwaben auferzogen, 
Eilt rasch und leicht der Neckar hin; 
Wenn auch nicht mit gewölbten Bogen 
Gcwalt'ge Brücken d'rüber zieh'n, 
Doch spiegeln, gleich den schönsten 
Kränzen, 
Sich Dörfer in der klaren Fluth, 
Und dunkelblau, mit sanftem Glänzen, 
Der Himmel, der darüber ruht. 
Gestiegen aus vcrborg'nen Quellen, 
Im grünen, lustigen Gewand, 
Um welches tausend Falten schwellen, 
Strömt weit die Donau durch das 
Land; 
Die Städte, die sich d'rin erblicken, 
Erzählen von vcrgang'ner Zeit 
Und fragen dann mit stillem Nicken: 
Wann wird die alte Pracht erneut? 
Durch alle Gau'n der freien Sachsen 
Ergeht sich stolz das Riesenkind; 
Es sieht, wie sonst, die Eichen wachsen, 
Doch sucht es seinen Wittekind; 
Und denkt es der gesunk'nen Helden, 
Dann zögert es im raschen Lauf 
Und wünscht, was alte Sagen melden, 
Heraus, aus seiner Fluth herauf. 
So nah dem hochbeglückten Lande, 
Wo Zwingherrnblnt die Erde trank, 
Und nach gelös'tem Sclavenbande 
Das Römerjoch zu Boden sank, , 
Vernimm, o- Weser, unsre Grüße, 
Sie sollen jubelnd zu dir zieh'n; 
Voll Ernst und stiller Würde fließe, 
Du Freiheitsstrom, zum Weltmeer hin! 
Es sei der Oder jetzt gesungen 
Der letzte, schallende Gesang; 
Einst hat ja laut um sie geklungen 
Das deutsche Volk im Waffenklang, 
Als es sich still und stark erhoben 
In seiner ganzen Riesenmacht, 
Da half der Helfer ihm von oben, 
Geschlagen ward die Völkerschlacht. 
So rauscht, ihr Ströme, denn zu- 
sammen 
In ein gewaltig Heldenlied; 
Zum Himmel schlagt, ihr hellen 
Flammen, 
Die ihr im tiefsten Herzen glüht! 
Eins wollen wir uns treu bewahren, 
Doch Eins erwerben auch zugleich: 
Du, Herr, beschütz' es vor Gefahren, 
Und zu uns komm' dein freies Reich! 
K. Büchner. 
52. Die Muttersprache. 
Muttersprache, Mutterlaut, 
Wie so wonnesam, so traut! 
Erstes Wort, das mir erschallet, 
Süßes, erstes Liebeswort, 
Erster Ton, den ich gelastet, 
Klingest ewig in mir fort. 
Ach! wie trüb ist meinem Sinn, 
Wann ich in der Fremde bin, 
Wann ich fremde Zungen üben, 
Fremde Wörter brauchen muß, 
Die ich nimmermehr kann lieben, 
Die nicht klingen, wie ein Gruß. 
Sprache, schön und wunderbar, 
Ach, wie klingest du so klar! 
Will noch tiefer mich vertiefen 
53. Frühlinstsqrufz an 
Wie mir deine Freuden winken 
Nach der Knechtschaft, nach dem Streit! 
Vaterland, ich muß versinken 
Hier in deiner Herrlichkeit. 
Wo die hohen Eichen sausen, 
Himmelan das Haupt gewandt, 
Wo die starken Ströme brausen, 
Alles das ist deutsches Land. 
In den Reichthum, in die Pracht; 
Ist mir's doch, als ob mich riefen 
Väter aus des Grabes Nacht. 
Klinge, klinge fort und fort, 
eldensprache, Liebeswort! 
teig' empor aus tiefen Grüften, 
Längst verscholl'nes altes Lied, 
Leb' auf's neu in heil'gen Schriften, 
Daß dir jedes Herz erglüht! 
Ueberall weht Gottes Hauch, 
Heilig ist wohl mancher Brauch; 
Aber soll ich beten, danken, 
Geb' ich meine Liebe kund, 
Meine seligsten Gedanken, 
Sprech' ich, wie der Mutter Mund. 
Max v. Schenkendorf. 
das Vaterland. 1814. 
Von dem Rheinfall hergegangen 
Komm ich, von der Donau Quell, 
Und in mir sind aufgegangen 
Liebessterne mild und hell! 
Niederstcigen will ich, strahlen. 
Soll von mir der Freudenschein 
In des Neckars frohen Thaten 
Und am silberblanen Main.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.