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Im Land der Schwaben auferzogen,
Eilt rasch und leicht der Neckar hin;
Wenn auch nicht mit gewölbten Bogen
Gcwalt'ge Brücken d'rüber zieh'n,
Doch spiegeln, gleich den schönsten
Kränzen,
Sich Dörfer in der klaren Fluth,
Und dunkelblau, mit sanftem Glänzen,
Der Himmel, der darüber ruht.
Gestiegen aus vcrborg'nen Quellen,
Im grünen, lustigen Gewand,
Um welches tausend Falten schwellen,
Strömt weit die Donau durch das
Land;
Die Städte, die sich d'rin erblicken,
Erzählen von vcrgang'ner Zeit
Und fragen dann mit stillem Nicken:
Wann wird die alte Pracht erneut?
Durch alle Gau'n der freien Sachsen
Ergeht sich stolz das Riesenkind;
Es sieht, wie sonst, die Eichen wachsen,
Doch sucht es seinen Wittekind;
Und denkt es der gesunk'nen Helden,
Dann zögert es im raschen Lauf
Und wünscht, was alte Sagen melden,
Heraus, aus seiner Fluth herauf.
So nah dem hochbeglückten Lande,
Wo Zwingherrnblnt die Erde trank,
Und nach gelös'tem Sclavenbande
Das Römerjoch zu Boden sank, ,
Vernimm, o- Weser, unsre Grüße,
Sie sollen jubelnd zu dir zieh'n;
Voll Ernst und stiller Würde fließe,
Du Freiheitsstrom, zum Weltmeer hin!
Es sei der Oder jetzt gesungen
Der letzte, schallende Gesang;
Einst hat ja laut um sie geklungen
Das deutsche Volk im Waffenklang,
Als es sich still und stark erhoben
In seiner ganzen Riesenmacht,
Da half der Helfer ihm von oben,
Geschlagen ward die Völkerschlacht.
So rauscht, ihr Ströme, denn zu-
sammen
In ein gewaltig Heldenlied;
Zum Himmel schlagt, ihr hellen
Flammen,
Die ihr im tiefsten Herzen glüht!
Eins wollen wir uns treu bewahren,
Doch Eins erwerben auch zugleich:
Du, Herr, beschütz' es vor Gefahren,
Und zu uns komm' dein freies Reich!
K. Büchner.
52. Die Muttersprache.
Muttersprache, Mutterlaut,
Wie so wonnesam, so traut!
Erstes Wort, das mir erschallet,
Süßes, erstes Liebeswort,
Erster Ton, den ich gelastet,
Klingest ewig in mir fort.
Ach! wie trüb ist meinem Sinn,
Wann ich in der Fremde bin,
Wann ich fremde Zungen üben,
Fremde Wörter brauchen muß,
Die ich nimmermehr kann lieben,
Die nicht klingen, wie ein Gruß.
Sprache, schön und wunderbar,
Ach, wie klingest du so klar!
Will noch tiefer mich vertiefen
53. Frühlinstsqrufz an
Wie mir deine Freuden winken
Nach der Knechtschaft, nach dem Streit!
Vaterland, ich muß versinken
Hier in deiner Herrlichkeit.
Wo die hohen Eichen sausen,
Himmelan das Haupt gewandt,
Wo die starken Ströme brausen,
Alles das ist deutsches Land.
In den Reichthum, in die Pracht;
Ist mir's doch, als ob mich riefen
Väter aus des Grabes Nacht.
Klinge, klinge fort und fort,
eldensprache, Liebeswort!
teig' empor aus tiefen Grüften,
Längst verscholl'nes altes Lied,
Leb' auf's neu in heil'gen Schriften,
Daß dir jedes Herz erglüht!
Ueberall weht Gottes Hauch,
Heilig ist wohl mancher Brauch;
Aber soll ich beten, danken,
Geb' ich meine Liebe kund,
Meine seligsten Gedanken,
Sprech' ich, wie der Mutter Mund.
Max v. Schenkendorf.
das Vaterland. 1814.
Von dem Rheinfall hergegangen
Komm ich, von der Donau Quell,
Und in mir sind aufgegangen
Liebessterne mild und hell!
Niederstcigen will ich, strahlen.
Soll von mir der Freudenschein
In des Neckars frohen Thaten
Und am silberblanen Main.