Full text: [Teil 5 = Achtes und neuntes Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 5 = Achtes und neuntes Schuljahr, [Schülerband])

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ihrer edlen Jungfrauen zurückzieht. Aber inmitten dieser Herr¬ 
lichkeit wohnt das tiefe Leid: in Pelzwerk gehüllt sitzt traurig 
und an schweren Wunden siech der König auf seinem Ruhebette, 
und als eine bluttriefende Lanze von einem Knappen durch den 
Saal getragen wird, bricht allgemeines Wehklagen aus. Parzival 
sitzt neben dem König und sieht durch die geöffnete Tür auf 
einem Spannbette einen schneeweißen Greis im Nebenzimmer 
ruhen: er ist in der Burg des Grals angekommen; aber er 
weiß nicht, fragt auch nicht, daß er an der Stätte des höchsten 
Heils und des tiefsten Leids, welches er allein wenden kann, 
verweilt; er sieht nicht und fragt auch nicht, daß der Gral vor 
ihm steht, daß der schneeweiße Greis im Nebenzimmer sein eigener 
Urgroßvater, der alte Gralkönig Titurel, daß der sieche König 
sein Oheim, Anfortas, und die jungfräuliche Königin seiner Mutter 
Schwester ist; er fragt nicht, obgleich der König ihn mit einem 
Schwert beschenkt und dabei seiner Verwundung erwähnt. In 
köstlicher Pracht wird die Abendbewirtung vollbracht, in ebenso 
köstlicher Pracht die Ruhestätte für Parzival eingerichtet. Aber 
am andern Morgen findet Parzival Kleider und Schwert vor 
seinem Bette liegen, sein Roß gesattelt und angebunden, und 
tiefe menschenleere Ode herrscht in den weiten Sälen und Höfen 
der wunderbaren Burg. Parzival reitet von dannen, und als er 
das Tor im Rücken hat, höhnt ihn ein Knappe von der Burg 
aus, daß er unbesonnenerweise nicht gefragt habe. Unmittelbar 
darauf findet er eine Jungfrau, die den Leichnam ihres er¬ 
schlagenen Geliebten klagend im Arme hält, und die ihm schon 
einmal auf seinen Zügen aufgestoßen ist: es ist gleichfalls eine 
unerkannte Verwandtin und seine eigene Pflegeschwester, Sigune, 
Tschionatulanders Braut; von ihr erfährt er noch genauer, wie 
schwer er gefehlt, daß er nicht nach dem Heile, das ihm so nahe 
war, das ihm, ohne daß er es wußte und wollte, entgegen¬ 
getragen worden, gefragt habe; sie flucht ihm, daß er das Leid 
über Anfortas gelassen, und will nichts wieder von ihm hören. 
In tiefem Sinnen reitet Parzival von dannen, und immer 
tiefer versinkt er in sich selbst, bis er zuletzt bei dem Anschauen 
dreier Blutstropfen, die im Schnee vor ihm ausgegossen sind, 
sich völlig verliert in träumerisches Sinnen und süßes Andenken 
an die süße, verlassene Gattin Konduiramur. Er denkt ihrer
	        
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