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so entfuhren ihm zuletzt die Worte: „Ich will ein Pfund
Fleisch von meinem Leibe verwetten, dass dieses nicht
wahr ist!“ Welcher Art von Wetten, die Wahrheit zu be¬
kennen, nur diejenigen sich zu bedienen pflegen, die in ih¬
ren Meinungen recht hartnäckig sind, wenn sie zum Exem¬
pel sagen: „Ich verwette meinen Kopf, ich verwette
meine Hand usw.“
Secchi, welcher ein wenig stolz und eigensinnig war,
antwortete stracks auf diesen Vortrag: „Und ich will
gegen euer Pfund Fleisch tausend Scudi setzen, dass
solches wahr ist.“ Der Jude blieb nichtsdestoweniger
bei seinen Worten so halsstarrig und vermessen, dass er
augenblicklich mit dargebotener Hand versetzte: „Wenn
es dem Herrn gefällt, wollen wir gern eine Schrift dar¬
über aufrichten lassen.“ Da dann auch Secchi seinem wun¬
derlichen Kopfe folgend so unbedachtsam handelte, dass
er ohne Verzug in Gegenwart zweier Zeugen einen Zet¬
tel verfertigte dieses Inhalts: „Wenn die Zeitung falsch
sein würde, dass Drago die Stadt San Dominico in der
Insel Hispaniola eingenommen, sollte der Herr Paulus
Maria Secchi verbunden sein, dem Juden Simson Ceneda
tausend Scudi an barem Gelde und guter Münze auszuzah¬
len. Im Gegenteil, wenn diese Zeitung wahr sein würde,
sollte der gedachte Secchi Macht haben, mit seiner eige¬
nen Hand und mit seinem wohlgeschärften Messer die¬
sem jetzt genannten Juden ein Pfund Fleisch von seinem
Leibe herunterzuschneiden, und zwar an welchem Orte
es ihm am besten gefallen würde.“ Dieses Billet ward
recht ordentlich von den Hauptpersonen und von den
beiden Zeugen, deren einer ein Christ und der andere
ein Jude, beiderseits aber Kaufleute von ziemlichen Mit¬
teln waren, unterschrieben, und einer jedweden Partei
eine Abschrift davon zugestellt.