Full text: [Teil 5, [Schülerband]] (Teil 5, [Schülerband])

39 
an dem Brettlein, ob sich denn das Quecksilber gar nicht lupsen') 
will, als wenn er es wecken müßte, wie aus einem Schlaf, oder 
aus tiefen Gedanken, und wenn es ein wenig ob sich geht^), so 
heitert sich in seinem Herzen die Hoffnung auf. Aber doch weiß 
er nicht recht, wie es zugeht und fragt den Hausfreund. 
Der Hausfreund hat kein Wetterglas. Wozu braucht ein 
Kalendermacher ein Wetterglas, der den Sonnenschein und Regen 
des ganzen Jahres im Kopfe trägt und selber eins ist? Die Leute, 
die mit ihm umgehen, haben es gut. Einmal sagen sie: „Das 
Wetter hält nimmer lang an. Der Kalendermacher wird unleid¬ 
lich." Ein andermal, wenn er ruhig ein Schöpplein trinkt, oder 
er raucht Tabak, und es werden Ringlein im Rauch, wenn's noch 
so arg regnet, so sagen sie: „Das Wetter bessert sich, der Kalender¬ 
macher sieht heiter aus und raucht Ringlein." 
Gleichwohl, weil der wißbegierige Leser den Hausfreund 
fragt, wie es mit den Wettergläsern zugeht, will er's sagen. 
Merke: 
Erstlich: Ein braves Wetterglas hat an der Spitze des 
Kölbleins oder Köpfleins, worin sich das Quecksilber sammelt, 
eine kleine Öffnung. 
Zweitens: Sonst meint man, wo nichts anderes ist, dort 
sei doch wenigstens Luft. Aber oben in der langen Röhre, wo 
das Quecksilber aufhört, bis ganz oben, wo die Röhre auch auf¬ 
hört, ist keine Luft, sondern Nichts, reines, klares, offenbares, 
nie gewesenes Nichts.' 
Dies wird erkannt, wenn man das Wetterglas langsam in 
eine schiefe Richtung bringt, als wollte man es umlegen, so 
fährt das Quecksilber durch den leeren Raum hinauf bis an das 
Ende der Röhre, und man hört einen kleinen Knall. Dies könnte 
nicht geschehen, wenn noch Luft darin wäre. Sie würde sagen: 
„Ich bin auch da. Ich muß auch Platz haben." 
Drittens: Die Luft, die die Erde und alles umgiebt, 
drückt unaufhörlich von oben gegen die Erde hinab, ja sie' will 
vermöge einer inwendigen Kraft unaufhörlich nach allen Seiten 
ausgedehnt und so zu sagen ausgespannt sein, bis auf ein Gewisses. 
Denn sie ist Gottes lebendiger Atem, der die Erde einhüllt 
und alles durchdringt und segnet, und hat gar viel verborgene 
Wunder. Also geht die Luft durch jede offene Thüre, ja durch 
jedwedes Spältlein in die Häuser und aus einem Gehalts in 
das andere und durch die kleine Öffnung an der Spitze des 
1) losmachen, ein wenig in die Höhe heben. 2) hinaufgeht, steigt. 
3) Gemach.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.