Full text: [Teil 6 = Klasse 4, [Schülerband]] (Teil 6 = Klasse 4, [Schülerband])

Laute lassen die Flüge dieses scheuen und schönen Vogels öfters auch 
in klaren Mondnächten stundenlang vernehmen. Nunmehr haben sie 
sich auf ihren Schlafräumen niedergelassen, und die mächtigen Schatten¬ 
risse bilden ein prachtvolles Glied der hier versammelten Vogelwelt. 
Tiefer senkt sich die Dunkelheit herab, überraschend schnell vollzieht 
sich der äquatoriale Sonnenuntergang. Große Flüge von Gänsen und 
Enten hatten sich vorher noch zum abendlichen Striche in die Luft 
erhoben; seltsame Laute im Sumpfe verraten fortdauernd die An¬ 
wesenheit vieler versteckter Sumpfbewohner aus der Vogelwelt, und das 
Spinnen der zahlreichen Ziegenmelker erreicht seinen Höhepunkt. 
Ist uns die Stunde ausnahmsweise günstig, so trifft unser Ohr 
schon jetzt ein langgezogener, dröhnender, in dumpfen Zwischenräumen 
dahinrollender, langsam ersterbender Laut. Der König der Tiere rüstet 
sich zum Beutezuge, und seine mächtige Stimme verleiht für kurze Minuten 
dem tropischen Abende seinen höchsten Zauber, seinen größten Reiz. 
Wo auch das Auge hinblickt, schimmern gleich den Leuchten einer 
unsichtbaren Gnomenwelt, schaukelnd und auf und nieder schwebend, 
Hunderte von großen Leuchtkäfern über der dunkeln, allmählich raben¬ 
schwarzen Sumpflandschaft. Tiefe Stille wechselt mit den vielartigen 
Lauten aus zahlreichen tierischen Kehlen. 
Es ist Zeit, uns zum Lager zu begeben. Eine der nun schon rege 
gewordenen gefleckten Hyänen heult in der Richtung desselben. Zwei 
Schakale antworten in der Nähe. Auf dem Heimwege wird dicht vor 
uns, fast zu unseren Füßen, in riesigen Fluchten ein Stück Wild rege, 
um, einen Augenblick verhoffend, im Ried zu verschwinden. Aus dem 
schnaubenden Schreckton können wir auf einen Riedbock schließen. Durch 
das gurgelnd zu unseren Füßen aufquellende seichte Sumpfgewässer 
führt uns nun unser pfadloser Weg aus Nacht, Sumpf und Wildnis 
zum sicheren Lager, dessen zahlreiche Feuer, in der Ferne aufflackernd, 
freundlich als Wegweiser dienen. 
120. Cbinetiicber und leine Metropole. 
Von 6rnTt von HeNe-Marlegg. 
Velhagen & Klasings Monatshefte. 10. Jalirg. (1895/96.) 1. Band. 8. 330. 
* 1. 
Tee wird in China hauptsächlich im Stromgebiet des mächtigen 
AJ Jangtsekiang gebaut. Bei Ningpo, einem der den Europäern geöff¬ 
neten Häfen, gedeiht er am besten, und dort war es auch eine meiner 
ersten Unternehmungen, die Teepflanzungen der Umgebung zu besuchen. — 
Es war Anfang Mai des Jahres 1894, und wie bei uns, so ist dieser 
Monat auch in China der schönste. In den kleinen Reisfeldern unten 
am Flusse prangten die kleinen Pflänzlein im herrlichsten Grün; weiter
	        
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