17. Und wie ich stand und lauschte:
Kühl streifte mir's das Haar,
Ein Morgenwehen rauschte,
Aufstieg das junge Jahr.
18. Und allgemach im vollern,
Im klaren Tageslicht
Erhob der Hohenzollern
Erwachend sein Gesicht.
19. Den Kaiserpurpur legte
Das Morgenrot ihm an,
Zu krönen ihn, bewegte
Die Sonne sich heran.
20. Und bis hinab zum Staufen
Mit Hellem Rosenschein
Begann's zu überlaufen
Der Berge grau Gestein.
21. Ein Adler tät sich wiegen,
Die Schwingen ausgespannt,
Mit stolzen Wendeflügen
Hoch ob dem deutschen Land.
22. Und rings im Land erklangen
Die Glocken all zugleich,
Den Segen zu empfangen
Fürs Deutsche Kaiserreich.
25. 01s RLlIergräber. Von Heinrich Vierordt.
Vaterlandsgesänge. Heidelberg 1890. 8. 68.
L. In dem Dome zu Palermo, in der alten Kathedrale
Liegen, heilig jedem Deutschen, unverschollne Gräbermale;
Unter mücht'gem Baldachine, der von Säulen stolz getragen,
Schlafen Hohenstaufenkaiser in den Porphyrsarkophagen:
2. Haltend Rast von seines Lebens greuelvollen Streitigkeiten,
Schlummert sanft der sechste Heinrich neben Friederich dem Zweiten.
Mit dem Schwert und mit der Krone ruhn sie, oft darum gescholten,
Weil ihr Heimweh, ihre Liebe nur Italien gegolten.
3. In den Geisteraugen sprühten einer schönern Sonne Funken,
Deutscher Erd' entwurzelt, sind sie schattenhaft dahingesunken. —
An die Kaisersärge bin ich in der Dämmerung getreten,
Für des Reiches Auferstehung Gott zu danken in Gebeten.
26. Oer Grak von I)absburg. Von friedricb von Schiller.
Sämtliche Schriften. Histor.-krit. Ausgabe von Karl Goedeke. 11. Teil.
Stuttgart 1871. S. 382.
1. Zu Aachen in seiner Kaiserpracht,
Im altertümlichen Saale,
Saß König Rudolfs heilige Macht
Beim festlichen Krönungsmahle.
Die Speisen trug der Pfalzgraf des Rheins,
Es schenkte der Böhme des perlenden Weins,
Und alle die Wähler, die sieben,
Wie der Sterne Chor um die Sonne sich stellt,
Umstanden geschäftig den Herrscher der Well,
Die Würde des Amtes zu üben.