Gering: „Das Lied von Fafnir".
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8. Sigurd: Schalten will mit dem Schatz ein jeder
immer bis zu dem einen Tag;
denn einmal müssen alle Menschen
fahren von hier zur Hel.
9. Fasnir: Am Vorberg schonH wird dich fällen die Norne,
dn teilst der Toren Los;
im Wasser ertrinkt, wer im Winde rudert/)
den tötet alles, der todgeweiht ....
10. Ich rate dir, Sigurd, den Rat nimni an
und reite nach Hause von hier!
Das glänzende Gold und die glutroten Ringe
bringen dir einst den Untergang.
11. Sigurd: Der Rat ist erteilt, doch reiten will ich
zu dem Hort, der im Heidekraut ruht;
in den letzten Zuckungen liege, Fafnir,
bis Hel von hinnen dich führt!
12. Fafnir: Es verriet mich Regin, auch dich verrät er,
uns beiden bringt er den Tod;
sein Leben, fühl' ich, muß Fafnir lassen:
der Stärkre im Streite warst du!
Regin mar beiseite gegangen, während Sigurd den Fafnir erschlug, und kehrte
zurück, als Sigurd das Blut vom Schwerte wischte. Regin sprach:
13. Heil dir, Sigurd! den Sieg errangst du,
und Fafnir hast du gefällt;
von allen Männern, die ans Erden wandeln,
bist der kühnste Kämpe du.
14. Sigurd: Ungewiß ist's, kommen alle zusammen,
die der Sieggötter Söhne sind,
wer der kühnste Kämpe ist!
ein Held ist mancher, der nie den Hieber
färbte mit Feindesblut.
Darauf ging Regin zu Fafnir und schnitt ihm mit dem Schwerte, das Ridil^
heißt, das Herz aus und trank danach das Blut aus der Wunde. Regin sprach:
15. Setze dich, Sigurd — ich sehn' mich nach Schlaf,
ans Feuer halt' Fafnirs Herz;
verzehren will ich das zuckende Fleisch
nach dem tiefen Trünke des Bluts.
10. Sigurd: Entfernt warst du weit, als in Fafnirs Blute
ich färbte das scharfe Schwert,
meine Kraft spannt' ich an im Kampf mit dem Wurme,
dieweil du dich im Kraute verkrochst?)
1?. Regin: Noch lange läge lebend im Kraute
jener betagte Thurs,
hätt' das Schwert ich nicht geschmiedet dir selber,
das scharf im Streite schnitt.
1) Am Vorberg schon, d. h. wenn du eben erst in See gegangen bist, also in früher
Jugend. — 2) Entspricht unserm Sprichwort: „Wer sich in Gefahr begibt,, kommt darin um."
— 3) Ridil, d. h. „der Bewegliche". — 4) Da Negin nicht behilflich gewesen ist, den
Drachen zu erlegen, so hat er nach Sigurds Meinung eigentlich kein Anrecht auf das Herz.