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A. Erzählende Prosa. I. Sagen.
er müsse damals schon keinen Kopf mehr gehabt haben, denn er habe
ihn dreimal angerufen, ohne eine Antwort von ihm zn erhalten. Wolle
man aber ganz sicher sein, so solle man nach Hause zu seinem Weibe
schicken, um sie zu fragen, ob ihr Mann des Morgens beim Ausstehen
noch seinen Kops gehabt habe. Es geschah so; die Frau aber antwortete,
sie wisse es selbst nicht ganz genau, nur so viel erinnere sie sich, daß
sie ihm am letzten Sonnabend den Kopf gestriegelt habe. „Dort an
der Wand," fuhr sie fort, „hängt sein alter Hut; wenn da sein Kopf
nicht drinsteckt, so wird er ihn wohl mit sich genommen haben, öder¬
er hat ihn anderswohin gesteckt, was ich nicht weiß." In dem Hute
an der Wand stak aber der Kops nicht; so wußte niemand, wo des
Mannes Haupt hingekommen war.
Zur Kriegszeit bangte den Schildbürgern sehr für ihre Glocke am
Rathause. Um sie vor den Feinden zu sichern, nahmen sie dieselbe im
Schisse mit und versenkten sie im See. Um sie aber später wieder zu
finden, machte der Schultheiß am Bord des Schiffes einen Kerbschnitt
zur Bezeichnung des Ortes; natürlich fanden sie später die Stelle im
Schiffe wieder, die Glocke aber nicht mehr.
Zu dieser Zeit hatte sich auch ein unglücklicher Krebs nach Schilda
verirrt. Die Schildbürger, die noch nie einen solchen gesehen hatten,
konnten sich über das vielsüßige Tier, das vorwärts und rückwärts
ging, nicht genug entsetzen. Sie läuteten deshalb Sturm und berieten,
was sie mit dem Ungeheuer beginnen sollten. Der Schultheiß bemerkte
die Scheren und meinte, es müsse ein Schneider sein. Sie setzten ihn
also aus ein Stück ausländisches Tuch, und da sie ihn für einen Muster-
schneider hielten, schnitt ihm einer von hinten mit der Schere nach,
wohin er nur immer kroch. Aber bald sahen sie ein, daß nichts recht
Gescheites dabei herauskam. Deshalb erklärten sie ihn für einen Be¬
trüger. Endlich meinte einer, man solle seinen Sohn zu Rate ziehen;
der sei weit gereist und wisse wohl, was es sei. Der Weitgereiste besah
sich das Tier von vorne und hinten und gab den klugen Bescheid:
„Das Tier hat einen Kopf wie ein Hirsch," er hielt nämlich den
Schwanz dafür, „wenn es nicht eine Taube oder gar ein Storch ist."
Nun waren sie so klug wie zuvor. Da wollte ihn noch einmal einer
anfassen; der Krebs kriegte ihn aber mit der Schere zu packen und
zwickte ihn so, daß er zetermordio schrie. „Es ist ein Mörder!" ries
er jammernd. Der Fall ward einem ernsten Gerichte unterbreitet, das
folgendes Urteil füllte: „Sintemal das Untier sich fälschlich für einen
Schneider ausgegeben habe, in Wahrheit aber ein Mörder sei, solle
es im Wasser ersäuft werden." Vorsichtig ward es demzufolge
auf ein Brett geschoben und unter Beiwohnung sämtlicher Schild-
bürger ins Wasser geworfen. Da ward es dem armen Krebs in
seinem Elemente wieder wohl, und er zappelte mit allen Füßen.