fullscreen: (Achtes und neuntes Schuljahr) (Teil 4 für Kl. 2 u. 1)

Haut vom Gebein zu schlagen. Aber Eudrun sagte mit ruhiger Hoheit: 
„Diese Drohung wird Euch übel vergolten werden, wenn ich morgen 
als Königin den Herren dieses Landes zur Seite stehe." Natürlich 
deutete sie damit auf Herwig und Ortwin; aber die böse Gerlinde 
verstand das Wort so, als ob sie jetzt bereit sei, Hartmut zu heiraten, 
und aus Furcht vor der künftigen Königin ward sie ängstlich und wagte 
nicht, ihre Drohung auszuführen. In der Burg aber verbreitete sich 
das Gerücht, daß Gudcun jetzt Königin der Normandie werden wolle. 
Auch zu Hartmut drang es, und freudig eilte er zu der Geliebten, um 
sie zu umarmen. Aber stolz trat sie zurück mit den Worten: „Halt! 
das wäre Euch eine Schande, die arme, schlecht gekleidete Wäscherin 
zu umarmen. Steh' ich erst im königlichen Schmucke, dann ziemt es 
Euch, mich als Euresgleichen zu begrüßen." Da befahl Hartmut, daß 
Eudrun gebadet und prächtig gekleidet werde; auch wurden ihre Ge¬ 
fährtinnen (natürlich mit Ausnahme der ungetreuen Hergart) zu ihr 
gelassen und glänzend bewirtet. Diese aber waren traurig über den 
vorgeblichen Entschluß ihrer Herrin, in der Normandie zu bleiben. Da 
lachte die schalkhafte Eudrun, die sich jetzt so glücklich fühlte, hell aus, 
sie, der doch seit dreizehn Jahren das Lachen fern gewesen war. Lauscher 
hinterbrachten dies Gerlinden, und diese geriet in große Angst wegen 
des unbegreiflichen Lachens. Wohl kam sie jetzt auf den Gedanken, ob 
die Feinde in der Nähe sein sollten; aber Ludwig und Hartmut 
beruhigten sie. 
Eudrun aber hatte inzwischen die Aufwärter fortgeschickt und die 
Türen verriegelt und offenbarte sich jetzt ihren Freundinnen. „Hört," 
sagte sie, „ich habe heute Herwig und Ortwin geküßt; morgen früh 
sind sie mit Heeresmacht vor der Burg. Diejenige von euch, die mir 
zuerst am frühen Morgen die Feldzeichen der Friesen erblickt, werde ich 
königlich belohnen." 
9. Wie die Friesen die Normannenburg nahmen. 
Beim ersten Grauen des Tages war wirklich die Burg eingeschlossen. 
Der Türmer blies; Gerlinde fuhr aus unruhigem Schlaf empor und 
rüttelte Ludwig auf. „Gudruns Lachen," rief sie, „werden deine Helden 
heute mit dem Leben bezahlen." Nachdem sie von der Mauer aus die 
Massen der Feinde beobachtet hatte, bat sie Hartmut, sich nicht gegen 
jene ins Freie zu begeben; man könne ja von oben herab Steine schleudern 
und mit Armbrüsten schießen. Aber ihr ritterlicher Sohn hielt nur den
	        
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