Nicht älter als das andre war
Ein jedes von uns zwei'n;
Wir waren ja ein Zwillingspaar,
Drum konnte nicht anders sein.
Und kam das Weihnachtsfest heran
Im trauten Elternhaus,
Was bracht' uns da der Weihnachtsmann,
Wie herrlich sah das aus!
Auf unserm Kindertischchen ward
Zusammen uns beschert.
Da gab's Geschenke mancher Art,
Für uns von was für Wert!
Mein Schwesterchen ist längst von mir
Gegangen aus der Welt.
In fremdem Lande weit von hier
Ward ihm ein Grab bestellt.
Lang' ist es her, seit wir vereint
Gelacht und uns gefreut;
Einmal im Jahr jedoch erscheint
Mir's immer noch wie heut.
Am heil'gen Abend immer noch
Fällt mir es wieder ein;
So hell siel ans „die Kleinen" doch
Der Weihnachtskerzen Schein.
Es kann dann anders nicht gescheh'n,
Als daß ich denk' für mich:
Ob wir uns einmal wiederseh'n,
Mein Schwesterchen und ich?
3. Danzig im Muncle cter Dickler.
In Danzig. Von 3oTepb V. Bicbendorffl
Gedichte. Gesamtausgabe. Herausgegeben von Franz Brümmer.
Leipzig o. J. 8. 175.
Dunkle Giebel, hohe Fenster,
Türme tief aus Nebel seh'n,
Bleiche Statuen wie Gespenster
Lautlos an den Türmen steh'n.
Träumerisch der Mond draus scheinet,
Dem die Stadt gar wohl gefällt,
Als läg' zauberhaft versteinet
Drunten eine Märchenwelt.