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Am Amboß
7. So Mond auf Mond, jahraus jahrein,
So Tage lang und halbe Nächte!
Stets brannte meines Feuers Schein
Wie Vestas Feuer hell und rein
Und hoch den Hammer schwang die Rechte.
8. Wohl träumten mir im Herzen tief
Viel wunderbare Melodien,
Ein Zauberwald, der schlief und schlief,
Den keine Frühlingssonne rief
In Frühlingsschönheit aufzublühen.
9. Mir ward ein andres Ziel gestellt,
Mir blieb nicht Zeit zu süßen Weisen.
Oft war die Brust wohl hoch geschwellt,
Doch „schaffen, schaffen!" rief die Welt —
Und rüstig griff ich nach dem Eisen.
10. Zuweilen nur erquoll mein Sang,
Wenn feuriger die Pulse glühten:
Zum ernsten Schlag der Kling und Klang,
Nur Funken, die beim heißen Drang '
Der Arbeit mir vom Amboß sprühten;
11. Der Arbeit, die da nützt und nährt
Und vorwärts trägt der Menschheit Fahnen,
Die Mut verleiht und Manneswert
Und Adel, trotz des Kaisers Schwert
Und langer Reih'n verschollner Ahnen! —
12. Ob mir's gelang bei Tag und Nacht
Mein Glück, mein eignes Glück zu schmieden? —
Oft hab ich andre froh gemacht
Und stets an mich zuletzt gedacht:
Ich diente, — und mein Lohn ist Frieden. —