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78. Alkäisches Versmaß.
Mich schuf ein Mann, drum bin ich von Männerart;
Was kräftig ist, was männlich, zu singen froh,
Sei's Schlachtgewühl, sei's rauhe Tugend
Oder der Jubel bekränzter Zecher.
Bald grauer Weisheit Sprüche verkünd' ich ernst.
Bald Götter preisend steig' ich im Hymnus auf;
Mein Lied, in mächt'gem Flügelschwunge
Kreist es, dem Vogel des Zeus vergleichbar.
D. F. Strauß.
79. Sapphisches Versmaß.
Zierlich fügt' ein Mädchen dich einst zur Strophe
Und ein Mägdlein, Liebliche, bist du selber,
Mit der Flötenstimme geschickt vor allen
Liebe zu singen.
Dir im Mund tönt lieblich die ernste Weisheit,
Selbst die hoheitblickenden Götter lächeln,
Trägt dein Lied ihr Lob zum Olymp im sanften
Fluge der Taube.
D. F. Strauß.
89. Asklepiadeisches Versmaß.
„Sprich, wie nennest du dich? Wer ist der Glückliche,
Der dein Vater sich rühmt? Immer erfreut es uns,
Wenn die zierlichen Glieder
Du im rhythmischen Tanze schwingst."
„Hellas rühm' ich das Land meiner Geburt; doch früh'
Kam ich über das Meer, wo das verwaisete
Kind ein römischer Sänger1
An Bandusias Quell erzog.-"
D. F. Strauß.
1 Quintus Horatius Flakkus, römischer Dichter, 65—8 v. Chr. 2 Wahrscheinlich
in der Nähe von Tibur (dem heutigen Tivoli bei Rom).