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73. Wie die Menschen einander helfen.
Von Ilse Frapan.
Hamburger Bilder für Hamburger Kinder. Hamburg 1899. S. 27.
Im Nachbarhause wohnt ein Schuster. Er macht neue
Stiefel und flickt die alten. Aber wenn er einen
Rock oder eine Hose braucht, muß er zum Schneider
gehen. Der Schneider will neue Hemden haben, ja
da muß ihm die Näherin helfen, die für den Weißwaren¬
laden arbeitet. Die Näherin kann ihre Wäsche nicht
selber waschen, sie hat dazu keine Zeit und versteht es
auch nicht so gut wie das Nähen an der Nähmaschine.
Aber die Wäscherin kann gut waschen, und so säubert
sie die schmutzige Wäsche. Die Wäscherin braucht einen
neuen Plättofen. Ja, aber sie kann keinen Ofen machen,
da muß ihr der Schlosser helfen. Der Schlosser will
eine größere Werkstätte haben, da muß er den Maurer
bitten. Der Maurer kann wohl die Mauern machen, aber
erst muß der Bauplan gezeichnet sein. Der Baumeister
will Kaffee trinken. Aber er kann nicht erst darum
nach Amerika reisen und den Kaffee im Schiffe herüber¬
holen, das tut für ihn der Schiffskapitän. Der Schiffs¬
kapitän kann den Kaffee nicht selber verkaufen, das tut
der Großkaufmann an der Börse im großen. Aber wenn
man ein halbes Pfund Kaffee kaufen will, so geht man
doch nicht an die Börse, sondern zum Krämer. Denn
vom Großkaufmann hat der Krämer den Kaffee gekauft
und sich einen Laden gemietet, wo er den Kaffee im
kleinen wieder verkauft. Der Großkaufmann will Semmel
zum Kaffee essen, da kommt der Brotträger und bringt
sie ihm ins Haus. Hat der Brotträger die Semmeln
gebacken? Nein, das hat der Bäcker getan. Der
Bäcker will Wurst haben, aber im Backofen gibt es keine
Wurst. Er schickt aber zum Wurstmacher. Der Wurst¬
macher bekommt das Fleisch vom Schlächter. Der