Full text: [Abteilung 1 = Klasse 3 und 2 (Achtes und Neuntes Schuljahr), [Schülerband]] (Abteilung 1 = Klasse 3 und 2 (Achtes und Neuntes Schuljahr), [Schülerband])

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gesturus sum principatum, ut sciam rem populi esse, non meam 
privatam“ (Ich will mein fürstliches Regiment so führen, daß ich 
mir bewußt bleibe, wie dasselbe die Sache des Volkes, nicht meine 
Privatsache ist) — dies war der Grundsatz, den er während seiner 
Regierungszeit stets vor Augen hatte, und den er seinen Söhnen 
später in die Feder diktierte. „Herr, tue mir kund den Weg, daraus 
ich gehen soll," dieses Psalmenwort hatte er in seinen Siegelring 
stechen lassen. Daher bei aller Kühnheit des Beginnens jene prü¬ 
fende Vorsicht, mit der er all sein Tun in den Bahnen zu halten 
suchte, welche die waltende Vorsehung den Fürsten und Völkern 
vorzeichnet; daher die staunenerregende Sicherheit und Festigkeit 
bei der Ausführung, und daher der Segen, der seinen Schritten 
folgte. Das ist das Charakteristische an allen Schöpfungen der 
Hohenzollern, daß sie auf innerer Wahrheit beruhen; darum haben 
sie in der Weltgeschichte Bestand und Dauer gewonnen. Friedrich 
Wilhelm war es, der in einer Zeit der allgemeinen Erschlaffung 
und sittlichen Verkommenheit seinem Volke ein Bild der Wahr¬ 
haftigkeit und Frömmigkeit, der Festigkeit, Tapferkeit und Treue 
vorhielt. 
Auch darin zeigte sich die hohe Begabung dieses Fürsten, daß 
er von vornherein mit einer Reife und Klarheit auftrat, wie sie 
andere sich erst durch die Erfahrungen und Irrtümer einer langen 
Lehr- und Wanderzeit aneignen. „In einem Alter, wo die meisten 
Menschen erst anfangen, Selbstbeherrschung zu lernen," so urteilt 
sein großer Nachfahre über ihn, „gab er Beweise einer vollendeten 
Klugheit und aller derjenigen Tugenden, welche uns würdig machen, 
Menschen zu regieren." Solcher Eigenschaften bedurfte aber auch 
der Fürst, um in einer Lage, wie der seinigen, die richtigen Ent¬ 
scheidungen zu treffen. „Seine Lage" — sagt der Geschichtschreiber 
Droysen — „war unermeßlich schwierig; sie forderte die äußerste 
Behutsamkeit und Verwegenheit. Mit jedem Schritt, den er wagte 
oder nicht wagte, handelte es sich für ihn um alles. Mit dem. 
ersten Versuch eines freien Entschlusses mußte er fürchten, in seiner 
Ohnmacht zusammenzubrechen, bei dem ersten Erfolg erwarten, daß 
sich die kämpfenden Mächte zermalmend auf ihn stürzten." 
Aus dem wüsten Chaos, das er vorfand, suchte der jugend¬ 
liche Fürst sein Volk emporzureißen und, anknüpfend an die wenigen 
noch vorhandenen Lebens- und Bildungskeime, mit neuer Lebens¬
	        
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