Full text: [Sechster Teil, [Schülerband]] (Sechster Teil, [Schülerband])

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mit Schilden gedeckt, die Zitze mit weichen Brünnen belegt,- Waffen- 
glanz strahlte um sie, da sie in den Saal traten, und mit schäumenden 
Bechern begrüßten sie die zahlreichen Kämpfer, die schon vor ihnen 
in die seligen Wohnungen eingegangen waren. Sie trinken nun den 
süßen Met, den die Ziege heidrun spendet- sie schmausen gebratenes 
Fleisch vom Eber Sährimnir, der am Abend wieder heil ist, um am 
nächsten Tage von neuem leckere Kost zu gewähren. 
Auf zwölf Stühlen sitzen die waltenden Äsen, zu oberst er selbst, 
Odin, in seiner Macht, den Speer Gungnir in der Rechten, den goldenen 
Helm auf dem Haupte. Er ist nicht furchtbar wie sonst, wenn er die 
Scharen bändigt und den Speer des Todes über ihre Reihen schleudert; 
ein mildes Lächeln verklärt sein Angesicht, denn er freut sich der 
Ankunft edler Streiter. Schmeichelnd spielen um ihn seine Lieblinge, 
die Wölfe Geri und Freki, denen er das Fleisch zuwirst, das ihm 
gereicht war. Venn er selbst bedarf nicht der Speise; er trinkt nur 
blutroten wein, mit Geist den Geist ernährend. Jetzt erhebt sich der 
gewaltige Herrscher von seinem Throne; er schreitet durch die Halle, 
hinauf zu seinem Hochsitze hlidskialf, und Asgard erbebt unter seinen 
Tritten. Er läßt sich nieder und schaut sinnend über die Welten, weit 
jenseits glüht Muspellheim, wo der rauchige Surtur, flammenumgürtet, 
mit dem feurigen Schwerte noch vergeblich dräut; auf Midgard walten 
die sterblichen Menschen; in der Tiefe schaffen und schürfen die Alfen, 
va kommen eiligen Fluges des Herrschers Raben hugin (Gedanke) und 
Munin (Erinnerung); sie setzen sich zur Rechten und Linken auf seine 
Schultern und raunen ihm Geheimnisse zu, die sie auf ihrem Fluge 
über die Welten erlauscht haben. Besorgt wendet der König den Blick 
auf Iotunheim ; denn da ist es, wo sich bedrohliche, unheilvolle Dinge 
zugetragen haben. 
Sn dem fahlen vämmerscheine, der die Riesenwelt umzieht, erkennt 
der König seinen alten Genossen, mit dem er im Anfange der Zeiten 
den Blutbund geschlossen, Loki. Der hatte sich eine kunstvolle Wohnung 
hergerichtet, in welcher er mit dem scheußlichen Iotenweib Angurboda 
(Angstbringerin) waltet. Drei grauenhafte Ungetüme hatte er mit ihr 
erzeugt: den Wolf Fenrir, die Schlange Jormungander und die unheim¬ 
liche Hel, bei deren Anblick alles Leben in Todeskälte erstarrt. Leichen¬ 
blaß erschien sie aus der einen Seite, dunkel wie Grabesnacht auf der 
anderen. Richt minder grausig war der junge Wolf zu schauen, wie 
er den blutroten Rachen aufriß, um von dem Vater Fraß zu empfangen, 
und die Schlange, die sich um Angurboda wand, als wollte sie diese 
in ihren Ringen zerdrücken. 
Unmutig wendete Walvater den Blick von der schauerlichen Er¬ 
scheinung weg; da sah er seinen glänzenden Sohn hermoder vor sich 
stehen. Auf Iotunheim deutend, befahl er ihm, den Äsen zu ver¬ 
kündigen, daß sie sich ungesäumt aufmachen und die Riesenbrul vor
	        
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