fullscreen: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare (Teil 2)

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(Taf. 37) zu einer bis ins 19. Jahrhundert unübertroffenen Voll¬ 
kommenheit. 
Als der eigenartigste deutsche Maler neben Dürer gilt Matthias 
Grünewald, der um 1500 meist in Mainz lebte. Da sich seine 
Bilder durch malerische Behandlung von Farbe und Licht auszeichnen, 
wurde er der „deutsche Correggio" genannt. Sein Hauptwerk ist der 
Jsenheimer Flügelaltar (jetzt im Museum zu Colmar). 
Hans Holbein der Jüngere, geboren 1497 in Augsburg, 
gestorben 1543 als Hofmaler Heinrichs VIII. von England, war 
besonders als Bildnismaler geschätzt. (Zahlreiche Bildnisse des 
Königs Heinrich VIII. und des englischen Hochadels.) Unter seinen 
religiösen Bildern ist das vollendetste die „Madonna des Bürger- 
meisters Meyer" in Darmstadt (Taf. 37). Weltberühmt ist der 
aus 40 kleinen Holzschnitten bestehende „Totentanz", der nach den 
Zeichnungen Holbeins geschnitten worden ist. Holbein schuf neben 
seinen großen Werken auch Zeichnungen uud Vorlagen für das 
Kunsthaudwerk (Goldschmiedekunst. Buchdruck). 
Dieser Zeit gehört auch Lukas Cranach an. gestorben 
1553 als kursächsischer Hofmaler in Wittenberg, der aber als Künstler 
an Dürer und Holbein nicht heranreicht. Sein Hauptwerk ist das 
Altarbild (Kreuzigungsgruppe) in der Stadtkirche zu Weimar: am 
bekanntesten ist er durch die Bildnisse der Reformatoren geworden. 
e. Zu hoher Blüte gelangte im 16. Jahrhundert das Kvast- 
gewerb-, das den Wohnungen, dem Hausgerät, der Kleidung, den 
Waffen, Rüstungen und Schmucksachen edle künstlerische Formen 
verlieh. 
3. Das Privatleben. 
In den ruhigen Zeiten der zweiten Halste des 16. Jahrhunderts fand 
das böse Beispiel, das Fürsten und Adlige gaben, auch bei den Bürgern 
Nachahmung. Ausschweifungen aller Art, namentlich Trunksucht und un- 
erhörter Aufwand in der Kleidung, nahmen überhand. In der Tracht 
wurden die Franzosen und Spanier zum Vorbilde genommen. 
In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts trugen die Männer enge, 
oft verschiedenfarbige Beinkleider, ein kurzes Wams oder einen langen Rock; 
die Frauenkleider hatten lange Schleppen. Später bestand die Männertracht 
in einer Strumpfhose, einem weitärmeligen Rocke mit buntfarbig unterlegten 
Schlitzen, der mantelartigen, mit einem Pelzkragen besetzten „Schaube" und 
dem Barett. Die Frauen trugen ein langes Obergewand mit bauschigen, 
geschlitzten Ärmeln. Statt der früheren spitzen „Schnabelschuhe" wurden 
jetzt die vorn sehr breiten „Entenschnäbel" oder „Kuhmäuler" gebräuchlich. 
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts begann die Herrschaft der 
spanischen Mode, die sich durch Steifheit kennzeichnete. Den Hals umgab 
eine große Krause aus Spitzen, das „Gekröse".
	        
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