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bürg, Rastatt und Durlach an seinem Fuße liegen. Von hier aus be¬
trachtet, steht er wie eine gewaltig sich auftürmende Mauer da, wäh¬
rend er sich gegen Osten, dem Innern Württembergs zu, ganz allmäh¬
lich abflacht. Der höchste Berg im südlichen Schwarzwalde ist der Feld¬
berg, 1493 Meter hoch, der höchste Punkt im nördlichen ist die Hornis¬
grinde, 1164 Meter hoch. Auf ihnen genießt man eine herrliche Aus¬
sicht. Gegen Südosten streift der Blick bis zu der Alp hin, die sich wie
eine lange Wand erhebt; westwärts schaut man auf die breite Rhein¬
talebene hinab, durch welche der prachtvolle Strom wie ein Silber¬
streifen von Basel bis Mainz dahinzieht, und hinüber zu dem Wasgen-
walde, der dem SÄwarzwalde gegenübersteht.
Ersteigen wir die Höhen, so finden wir uns meist von dichten,
dunkeln Nadelwaldungen umgeben, welche hie und da von einem Köhler¬
platze oder von einem Felsenstücke unterbrochen sind. Hier wächst der
rote Fingerhut, der Heidelbeerstrauch und Preiselbeerstrauch. Dagegen
fehlt in diesen Wäldern ein anderer Schmuck: sie werden nicht, wie
die heitern Laubwälder, von dem vielstimmigen Chore der Vögel be¬
lebt; denn die muntern Singvögel lieben die düsteren, nahrungsloseren
Tannenwälder nicht.
Auf den höchsten Höhen hören die zusammenhängenden Wal¬
dungen auf; nur noch einzelne, verkrüppelte Nadelbäume mit weit aus¬
gebreiteten, am Boden aufliegenden Zweigen duldet das rauhe Klima,
und mit jedem Schritte sinkt der Fuß im schwarzen, schwammigen
Moorgrunde ein. Eine Schicht Lehm, welche das Regenwasser nicht
durchsickern läßt, ist die Ursache dieser Moorgründe. Aus demselben
Grunde sind aber auch die Seen auf den Höhen des Schwarzwaldes
so häufig. In einer kesselförmigen Vertiefung, von geheimnisvollem
Walddunkel umgeben, liegt der etwa 4 Hektar große Mummelsee, 1033
Meter über dem Meere. Der größte der Seen, etwa 10 Hektar groß,
wird der Wilde See genannt. Von keinem lebendigen Wesen bewohnt,
liegt er mitten auf der stillen, kahlen Gebirgsebene. Sein Wasser ist
kristallhell, hat aber keine Fische, nur der Bergwassermolch schleicht
träge darin umher. Hie und da verliert sich eine wilde Ente auf den¬
selben, oder erscheint ein Auerhahn im Frühjahre; sonst ist weit umher
nichts Lebendiges. Eine beängstigende Stille ruht auf dem unbewegten
Wasser.
Die Luft auf dem Schwarzwalde ist rein und durch die Lebens¬
lust, welche die vielen Tannenwälder aushauchen, sehr gesund und
stärkend; sie ist aber auch scharf und kühl, und über die Bergflächen
streichen oft heftige Winde hin. Nur härtere Pflanzen kommen daher
fort. Die Täler sind weniger rauh als die Höhen und werden talab¬
wärts immer milder; die dem Rhein zugekehrten bringen an ihrem
Ende sogar Wein, Mandeln und echte Kastanien zur Reife. Die Winter
dauern lang und sind sehr schneereich.
Im württembergischen Schwarzwalde mögen etwa 90 000 Men¬