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ihren christlichen Nachbarn führten, eine Jungfrau gefangen ge¬
nommen, die dem Drachen vorgeworfen werden sollte. Ruhig und
gottergeben läßt sie sich, ein kleines Kreuz in der Hand, zur
Drachenhöhle führen und erwartet, von dem Ungeheuer ver¬
schlungen zu werden. Als der Drache aus der Höhle hervor¬
stürzt, hält sie ihm das Kreuz entgegen, und mit lautem Gebrüll
stürzt er sich hinab in des Rheines Fluten. Da fallen die Heiden
nieder auf ihre Kniee und bekennen sich zum Christentums. Rach
einer andern Sage hat der berühmte Held aus Niederland,
Siegfried, den Drachen erschlagen und ist durch ein Bad in
des Drachen Blut unverwundbar geworden. — Die Spitze des
Drachenfels bietet einen der schönsten Aussichtspunkte am Rhein
dar: stromaufwärts weilt der-Blick mit Entzücken auf dem herr¬
lichen Thale mit seinen zahlreichen Ortschaften, freundlichen Land¬
häusern, lieblichen Fluren und dem breiten, glänzenden Strome,
auf beiden Seiten von bewaldeten Bergen umgeben, über welche
im Südwest die Höhen der Eifel hervorragen. Stromabwärts
dehnt sich eine unabsehbare Ebene mit unzähligen Ortschaften aus,
. von welchen Bonn mit seinen: Münster und Köln mit seinem
Dom hervortreten und auf welcher der silberglänzende Rhein,
mit mannigfachen Windungen hinfließend, in weiter Ferne sich
verliert. Dem Drachensels gegenüber steht der letzte Eifeler
Vulkan, der Rodderberg, in dessen Krater man blickt. Auf
dem Drachenfels befindet sich außer der Burgruine ein Gasthaus
und ein Denkmal für die Helden des bergischen Landsturms aus
dem Freiheitskriege. Nicht so lieblich und mannigfaltig, aber weit
großartiger ist die , Aussicht von dem am weitesten nach Osten
gelegenen großen Ölberge, wo man die Eifel, das sauer¬
ländische Gebirge und den Westerwald überblickt, und wo
selbst die höchsten Punkte des Taunus noch sichtbar sind. Am
nördlichen Fuße des Drachenfels liegt das freundliche Städtchen
Königswinter, das sich von Weinbau und Steinmetzarbeiten
nährt. Nicht weit davon finden wir in waldumrauschter Einsam¬
keit inmitten einer Thalmulde die Ruinen der ehemaligen Abtei
Heisterbach. Dem Drachenfels schräg gegenüber erhebt sich
aus gesegneter Flur der Basaltkegel des Godesberg, gleichfalls
mit einer Ruine gekrönt.
194. Der beste Edelstein.
(Montanus.)
Als einmal zu Bonn am Hofe des Erzbischofs und Kurfür¬
sten von Köln ein großer Hoftag war und viele Fürsten und
Herren mit ihren geschmückten Damen bankettierten, da kam auch