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lichen Blattwerk blaue Iris als lieblicher Schmuck; smaragdfarben lachen und
leuchten die lichten Reisselder über die fruchtbare Ebene her, daß man nicht
satt wird, vom Bergeshange hinabzublicken in so viel liebliche Schönheit.
Schwerfällig wandelt, mit Holz beladen, ein Stier vor seinem Treiber den
ausgetrelenen Weg zu Tal. Drunten klingen die Glöckchen der Hengste, die im
langen Zuge von der Stadt heimkommen, der sie in großen Saumtaschen Ge—
müse, Holzkohlen und andern bensbedarf am Morgen zugeführt haben. —
Und wie du hinabsteigen und durch die Gassen des sauberen Dorfes dem
Strande zuwandern, an dem das Boot unser harrt, stehen die Leute in den
Türen und wünschen uns freundlich in ihrer Sprache einen guten Abend. Hier
Und da urut wohl auch ein Büblein, etwas zaghaft freilich, an uns heran und
reicht uns eine jener großen Mfelsinen, die wir eben bewundert haben, und am
nächsten Hause bricht uns der Vater einen großen, blütenbedeckten Zweig vom
Kanelienbaume, über den wir uns gefreut haben.
Auf der andern Seite der Straße steht ein Haus, dessen Papierwände an
drei Seiten ganz zurückgeschoben sind, ebenso die Scheidewände im Innern, so
daß man durch den ganzen Raum hindurchsieht, — es ist ein Teehaus ein
Wirtshaus der Japaner. Wir sind durstig geworden vom laͤngen Marsche. So
viel Zeit haben wir noch, daß dir ein Schälchen Tee zur Erholung genießen
können; treten wir also ein.
Mil tiefem Bückling, die Handflächen dabei auf die Knie stüßend, empfängt
uns da Wun seine Gattin, die neben dem Kohlenbecken auf der Erde kauert,
neigt sich ebenfalls tief, die Hände mit den gegeneinander gelehrten Fingerspitzen
auf die Matten legend. Wir sind auch höfliche Leute, welche wissen, was sich
in Japan schickt; darum ziehen wir, ehe wir die feinen, kostbaren zollstarken
Malen aus Reisstroh belreten, unsere Schuhe aus und nehmen so, auf der
Diele des Hauses sitzend, Plat um Olscha bittend. Die Wirtin bezeichnet
ihre Bereitwilligkeit, solch Verlangen zu erfüllen, durch abermaliges Verneigen
und trägt auf einem kleinen Teebreu sehr kleine Schälchen aus Porzellan
herbei. Der Kessel mit kochendem Wasser ist immer gefüllt, schnell wird in
sehr kleinen Topf aufgegossen, und sofort schenkt sie den glühend warmen
rank in die Becherchen, und wir schlürfen das erquickende, durststillende Ge⸗
ant, so heiß wir nur können. Es schmeckt nicht wie unser Tee, sondern viel
herber und gewürziger, ehe man sich daran gewöhnt hat, glaubt man einen
Aufguß aus frischem Heu zu trinken; Zucker und Milch gibt's nicht dazu. Noch
ehn wenn ich recht durstig bin, sehne ich mich manchmal nach dem gewürzigen
Geruch und Geschmack des „Otscha“. Zu dem Getränk stellt die Frau leichtes,
süßes Gebäck, auch wohl bunte Zuckererbsen, zum Naschen neben uns auf
die Matten.
Während wir uns stärken, betrachten wir die Umgebung etwas genauer,
vor allem das Haus selbst. Leichter kann man unmöglich bauen. Acht oder
zwölf Pfosten tragen das mit Reisstroh oder Shhindeln gedeckte Dach alles
Andere it einfaches und wirkliches Papier, das in Stücken von fünfzehn Centimeter
Lange auf ein leichtes Lattengitter straff aufgezogen ist, welches, in einem Falz
gehend, je nach Belieben als Tür, Fenster oder Wand dient. Ein japanisches
Haus kann man verlassen, wo s einem bellebt man schiebt einfach den nächsten
Rahmen weg. Das Papier ist durchlässig genug, um den Räumen das nötige
Licht zukommen zu lassen, und dazu ganz besonders haltbar. Wird einmal ein
Suck durchstoßen, ist der Schade auch nicht groß.