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des Peiho in der Nacht vom 17. Juni 1900. Die deutsche Flagge
führte in diesem Kampfe den Mitstreitern der übrigen europäischen
Völker voran der „Iltis“. „Das Gefecht trug,“ so berichtete das
Kommando, „den Charakter einer gut geleiteten Schießübung“ Wenn
auch gleich im Anfang einige Schüsse den „Iltis“ trafen und einige
Leute verwundet wurden, so ließen sich doch die Kanoniere in ihrer
kaltblütigen Ruhe nicht stören. Als es hell wurde, erwies es sich,
daß der „Iltis“, dessen Deckaufbauten weithin leuchteten, den Chinesen
in erster Linie als Zielscheibe diente. Bald setzte ein Treffer die
Maschinenkanonen auf der Kommandobrücke und deren Bedienung
außer Gefecht. Ein Offizier, der Oberleutnant Hellmann, und zwei
Matrosen waren tot, zwei andere schwer verwundet. Den ersten Treffern
folgten weitere. Sie durchsiebten die Aufbauten und namentlich den
vordern Schornstein, und eine ganze Reihe verwundeter Matrosen
mußte von ihren Posten an den Geschützen weichen. Kurz vor 6 Uhr
morgens zerschmetterte eine Granate dem Kommandanten den Unter—
schenkel des linken Beines. Auf dem andern Fuße stehend, versuchte
Kapitän Lans das Kommando weiterzuführen. Doch der nächste
Schuß zerstörte die Kommandobrücke, und mit ihren Trümmern
stürzte der schwer verwundete Offizier auf das Deck herab. Der
„Iltis“ wich auch jetzt nicht von seinem Posten. Auf sein Signal
gingen die ausgeschifften Landungskorpo zum Sturmangriff vor.
Nachdem noch ein Schuß aus einem Geschütze des „Iltis“ das Pulver—
magazin auf einem der chinesischen Forts zur Explosion gebracht hatte, war
der Widerstand der Gegner gebrochen. Bald darauf flatterten die
Flaggen der europäischen Nationen an Stelle des Drachenbanners
über den Wällen.
Auf dem „Iltis“ hatte, wie der amtliche Bericht bescheiden meldet,
„jedermann seine Schuldigkeit getan“. Das deutsche Volk beurteilt
den Heldenmut seiner Matrosen anders und höher. Mit freudigem
Stolze blickt es auf diese rühmliche Waffentat. Sie bezeugt, daß
der alte Soldatengeist in unserer Flotte ebenso zu Hause ist wie in
unserm Heere; sie gibt ihm die Gewißheit, daß es sich auch in
schweren Zeiten auf beide verlassen kann. I—
286. In der französischen Fremdenlegion.
In die beiden Regimenter der französischen Fremdenlegion, die sich aus ge⸗
worbenen Ausländern und wenigen Franzosen zusammensetzen, treten leider immer
noch deutsche Landeskinder ein, um für den kläglichen Tagessold von 4 Pfennig
ihr Leben für fremde Interessen in ungesunden Gegenden zu wagen. Aus dem
Leben eines deutschen Fremdenlegidnärs in Algier sind die folgenden von ihm
aufgezeichneten Schilderungen.
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