A. Lesestücke religiös⸗sittlichen Inhalts.
11. Schon bleichen seine Haare; vor Dulden wird er schwach,
und stets noch schweigt das Glöcklein auf seines Hauses Dach.
Und wenn's auch oft wie Freude sich auf die Wang' ihm drängt,
er denkt kaum mehr des Glöckleins, das er hinaufgehängt.
12. Doch als er nun zu sterben in seinem Stuhle saß,
da hört er vor dem Fenster Geschluchz' ohn' Unterlaß.
„Was soll das?“ fragt er leise den Kanzler; „sprich's nur aus!“
„Ach, Herr, der Vater scheidet — die Kinder stehn vorm Haus!“
13. „Herein mit meinen Kindern! Und war man mir denn gut?“
„Stünd', Herr, zu Kauf ein Leben, sie kauften dein's mit Blut!“
Da wogt's auch schon zum Saale gedämpften Schritts herein
und will ihn nochmals segnen, ihm nochmals nahe sein.
14. „Ihr liebt mich also, Kinder ?“ Und tausend weinen: „Jal“
Der König hört's, erhebt sich, steht wie ein Heil'ger da,
sieht auf zu Gott, zur Decke, langt nach dem Seile stumm,
tut einen Riß — es läutet — und lächelnd sinkt er um.
Gabriel Seidl.
47. Trost.
1 Wenn alles eben käme 3. Nun fällt, eins nach dem
wie du gewollt es hast, andern,
und Gott dir gar nichts nähme manch süßes Band dir ab,
und gäb' dir keine Last: und heiter kannst du wandern
2. wie wars da um Ddein gen Himmel durch das Grab.
Sterben, 4. Dein Zagen ist gebrochen,
du Menschenkind, bestellt? und deine Seele hofft. —
Du müßtest fast verderben, Dies ward schon oft gesprochen;
so lieb wär' dir die Welt. doch spricht man's nie zu oft.
Friedrich de la Motte Fouqu.
48. Hoffnung.
1. Ea reden und trãumen die Menschen viel
von bessern künftigen Tagen;
nach einem glücklichen, goldenen Ziel
sieht man sie rennen und jagen.
Die Welt wird alt und wird wieder jung;
doch der Mensch hofft immer Verbesserung.
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