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bindet. Ebenso geht eine Bahn durch den westlichen Teil der
Alpen aus Frankreich mittelst des Mont Cenis-Tunnels nach Italien.
Von Deutschland aus durchschneiden von Norden nach Süden
zwei Schienenwege die Alpen. Der östlichere ist die Brennerbahn, die
in einer Hohe von 1262 Meter den Paß ohne Tunnel überschreitet,
der westuͤchere ist die Gotthardbahn, die den wichtigsten Verkehrs⸗
weg zwischen Deutschland und Italien und zugleich eines der groß⸗
arligsten Bauwerke unserer Zeit bildet. Sie solgt dem Thale der
Reuß, überbrückt in hochgespannten Bogen bald den schäumenden
Fluß, bald die von der Seite kommenden Sturzbäche, klimmt in
iner Menge von kühn angelegten Windungen bald an steilen Ab—
haͤngen her, bald dutch die Berge auswärts und durchbricht in
einer Höhe von 1154 Meter miltelst des 15 Kilometer langen
Hauptlunnels den St. Gotthard, um jenseits in dem Thale des
Tessin mit eben solchen Windungen zur lombardischen Tiefebene
sich hinab zu senken. — Außer diesen großen Gebirgsbahnen sind
auf viele Berge der Alpen, wie den Rigi und den Pilatus,
Zahnradbahnen, oft mit sehr steiler Steigung, angelegt, welche die
Reisenden ohne Mühe auf den Gipfel befördern, wo sich den
dlen die prächligste Aussicht über die großartige Alpenwelt
eröffnet.
2. Die Alpenthäler sind überall von fleißigen Menschen be—⸗
wohnt, die mancherlei Hand- und Fabrikarbeit, auf den Berg—
halden aber Viehwirtschaft betreiben. Nicht bloß Käse, auch ganze
Rinderherden, zum Schlachten und zur Zucht, gehen ins Ausland;
Schweigervieh z. B. prangt auf vielen Landgülern bei uns und
in Frankreich. Eine Menge heilkräftiger Kräuter wandert von
den Bergen in die Apotheken. In manchen Hochgebirgsthälern
nahrt sich der arme Älpler, waährend er das Vieh wartet, als
e oder als Holz-, Horn- und Knochendreher. Der
Tiroler ist als Weber und Gerber, als Sänger und Finkenzüchter
bekannt und zieht mit seinen Kanarienvögeln, Handschuhen und
Teppichen bis in ferne Länder. Wo das Gebirge Salzlager
darbietet, sind viele tausend Menschen mit der Bearbeitung der—
selben beschäftigt, wie z. B. in dem sogenannten Salzkammergut.
Kärnten ist reich an Blei, Steiermark an Eisen. Der Gewerb—
fleiß der Alpenbewohner hat auch ausländische nn mit
in seinen Bereich gezogen. Vor, allen Alpenländern ist die
Schweiz, wenigstens ein großer Teil derselben, zu einem wahren
Fabriklande geworden, wo Papier, Uhren, Strohgeflechte, Baum—
wollenwaren und gegenwärlig mit wachsender Äusdehnung auch
Seidengewebe in Masse verfertigt werden. Die Alpenwirt—
u bleibt jedoch die Hauptbeschäftigung des eigentlichen
plers.
Nach H. A. Daniel und Th. Schacht.