Full text: [Teil 3 (6., 7. & 8. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 3 (6., 7. & 8. Schuljahr), [Schülerband])

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gekommen, wo Kaiser Maximilian sich verstieg und haben in 
nahend lten in der Kirche ein schönes Monument von ihm 
sesehen, von dem ich Euch Mundlich erzählen werde. Jetzt bin 
ih uun in Boten, wo heute eine unfaͤgliche Menge Volks ist, weil 
6000 Kinder gefirmt werden sollen, da der Bischof in vielen 
Jahren icht gennt hal. Da ist, nun vor unserm Wirtshause 
zur Sonne“ ein solcher Obstmarkt, wie Ihr in Eurem Leben 
noch nicht gesehen habt: Birnen, Zwelschen, Weintrauben, Nüsse, 
Feigen; denn hier wachsen schon Feigen, und bald werden wir 
duch dahin kommen, wo die Citronen— und Pomeranzenbäume 
wachsen. O, daß Ihr hier mit mir wäret, oder ich Euch einen 
sorb solchen Obstes zuschicken könnte! Aber das schöne Obst 
faulle unterwegs, wie zuweilen die schoͤnsten menschlichen Hoffnungen 
bon innen heraus verwesen. — Auͤch gibt es hier schon platte 
Dächer, wie es in Italien viele geben soll, von denen man weit 
umher sehen kann; und die Luft ist gar sanft, warm und mild. 
Auf den Tirolerbergen haben wir auch Gemsli springen sehen, 
auch eins in Innsbruck gegessen und ein zahmes gesehen, das gar 
nieblich war, seiner Nährerin, einer Bauersfrau, überallhin folgte 
und so schlank war, als ich Euch allen zu sein wünschte. Da 
wollte ich, daß Ihr dabei gewesen wäret und es gesehen hättet; 
auch wünsche ich, daß Ihr die Tirolerberge einmal sehen und 
frohlich bereisen möchtet. Lernet nur sleißig und führet Euch gut 
auf, lernet auch hübsch zeichnen; denn das beklage ich sehr, daß 
ichs nicht kann. Es sind gar zu schoͤne Gegenden und tausend 
Wasserfälle zwischen den Bergen, die ein Strom, die Etsch, macht. 
Er 2 sehr schnell zwischen den Gebirgen und hat insonderheit 
in dem Bislum Brixen schöne Bäume an seinen Üfern, Pappel—-, 
Birken⸗ und Weidenbäume. Wir sfind viele Stunden weit neben 
ihm gefahren; sucht nur hübsch auf der Karte nach, da könnt 
Ihr uͤnsere Fahrt finden. Motgen kommen wir nach Trient, da 
inde ich vielleicht oder wohl gewiß Nachricht von Euͤch. —, Lebt 
wohl, liebe Kinder, habt nuch lieb und seid gesund und lebt mit 
kurer Mutter und dem ganzen Hause wohl!' Es ist schon spät, 
und Ihr werdet schon meistens in Euren Belichen schlafen. Schlaft 
wohl! — 
b. Auf der Rückreise. 
Venedig, 6. Junius 1789. 
Liebe Kinder! 
Nun bin ich in solch einem kleinen, schwarzen Hause ge⸗ 
schwommen, das man eine Gondel nennt, vorn und hinten spitz, 
und sieht wie ein Frauenpantoffel aus; das viereckige Kämmerchen 
darauf mit vier Sitzen ist mit schwarzem Tuch beschlagen, sowie 
uch die Gondel schwarz ist. Der Gondelier steht hinten drauf 
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