Full text: [Teil 5 = 5. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 5 = 5. Schuljahr, [Schülerband])

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Darauf liest er Galater 4, 1. 2: „Ich sage aber, so lange der 
Erbe ein Kind ist, so ist zwischen ihm und einem Knechte kein 
Unterschied, obwohl er ein Herr ist aller Güter, sondern er 
ist unter den Vormündern und Pflegern bis auf die be— 
stimmte Zeit vom Vater.“ — „Es ist wahr,“ fährt der Prinz Albert 
fort, „du bist der Prinz von Wales, und wenn du dich gebührend 
aufführst, kannst du einmal nach dem Tode deiner Mutter, die uns 
Gott noch lange erhalten möge, König von England werden. Aber 
jetzt bist du noch ein kleiner Knabe, der seinen Vorgesetzten und 
Pflegern gehorchen muß. Üüberdies muß ich dir noch ein anderes 
Wort eindringlich machen, das der weise Salomo Sprichwörter 18, 
24 sagt: Wer seine Rute schonet, der hasset seinen Sohn, wer 
ihn aber lieb hat, der züchtiget ihn bald.“ — Darauf zog der 
Vater eine Rute hervor und züchtigte den künftigen Thronerben in 
einer wohl fühlbaren Weise, stellte ihn dann in die Ecke und sagte: 
„Hier bleibst du so lange stehen und lernst deine Lektion, bis Fräu— 
lein Hillyard dir erlaubt, wieder hervorzutreten. Und vergiß nie 
wieder, daß du jetzt unter Vormündern und Pflegern, sowie künftig 
unter einem von Gott gegebenen Gesetze stehst.“ 
Das ist in der That eine feine, christliche Erziehungsweise, die 
sich jeder Beamte, Kaufmann, Bürger und Bauer, der ein Kind hat, 
auch wenn es kein Erbprinz ist, wohl merken und als gutes Muster 
zu Herzen nehmen sollte. Fliegende Blätter. 
20. Schönes Beispiel kindlicher Liebe. 
Ein berühmter preußischer General war in seiner Jugend Edel— 
knabe an dem Hofe Friedrichs des Großen. Er hatte keinen Vater 
mehr, und seine Mutter nährte sich in ihrem Witwenstande kümmer— 
lich. Als guter Sohn wünschte er, sie unterstützen zu können, aber 
von seinem Gehalte ließ sich nichts entbehren. Doch fand er endlich 
ein Mittel, etwas für sie zu erwerben. Jede Nacht mußte einer von 
den Edelknaben in dem Zimmer vor dem Schlafgemache des Königs 
wachen, um diesem aufzuwarten, wenn er etwas verlangte. Manchen 
war dies zu beschwerlich, und sie übertrugen daher, wenn die Reihe sie 
traf, ihre Wachen gern einem andern. Der arme Page fing an, diese 
Wachen für andere zu übernehmen; sie wurden ihm vergütet, und das 
Geld, welches er dafür erhielt, schickte er dann seiner Mutter.
	        
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