Full text: [Band 2, Abteilung 1, [Schülerband]] (Band 2, Abteilung 1, [Schülerband])

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136. Der Binger Mäusethurm. 
Hatto, Abt zu Fulda und später Erzbischof von Mainz, 
lebte im zehnten Jahrhundert, ùnd war ein harter, geiziger 
Mann, der lieber die Hand ausstreckte zum Nehmen als 
An Geben. Da gesehah es, dab eine grobe Hungersnoth 
m Rhbeinstrome ausbrach, und viele Menschen elendüglieh 
mkamen. Viele Nothleidende sammelten sieb um die 
Burg zu Mainz, wo Hatto sein Hoflager hatte, und schrieen 
um Der hartherzige Bhehot a verweigerte es 
ihnen, obgleieh seine Speicher gefüllt waren und sechalt 
sie, dab e mübiges, sehlechtes Volk vären und niehbt 
arbeiten wollten. Die Armen baten dringender; da schiekte 
Hatto seine Knechte gegen sie und lieb sie ergreifen, so 
el hrer varen, Manner, Weiber, Greise und Kinder, 
und in eine Seheune sperren, und gab hierauf Befehl, die 
Scheune anzuzünden. Das vwar ein sehrecklicher Anbliek, 
und die Steine hätten sieb mögen darob erbarmen, nur 
der Bischof blieb unerweieht und spottete vielmehr, indem 
r sagte: „Rört, vie die Mäuslein pfeifen!“ Da kam das 
Strafgeriekt des Himmels über Hatto. Ungeheure Sehwärme 
Fon Mausen erschienen in seinem Sehlösse, und zuletzt 
wubte niemand sieb ihrer zu erwebren. Je meht ua 
ihrer tödtete, desto gröber wurde ihre Anzahl. Da entfloh 
Aatto nach Bingen, lieb am Fube des Ruppertsberges 
en Turm in den Rhbein bauen und retteète sieh auf 
inen Nachen in den Dhurm. Doeb die Mäuse verfolgten 
bn aueh bierher; sie sechwammen über das Wasser, Het- 
lerten in den Thurm und fraben ihn selbst bei lebendigem 
Leibe auf. Gebr. Grimm. 
137. O Straßburg! 
O Straßburg, o Straßburg, du wunderschöne Stadt! 
Darinnen liegt begraben so mannicher Soldat. 
So mancher, so schöner, auch tapferer Soldat, 
Der Vater und lieb' Mutter böslich verlassen hat. 
Verlassen, verlassen, es kann nicht anders sein! 
Zu Straßburg, ja, zu Straßburg, Soldaten müssen sein. 
Der Vater, die Mutter, die vor's Hauptmanns Haus 
Ach BSauptmann, lieber Herr Hauptmann, gebt uns den Sohn heraus!“ 
„„Euren Sohn kann ich nicht geben für noch so vieles Geld; 
Elue Sohn. und der muß sterben im weit und breiten Feld.““
	        
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