i78 H Hauptth» NeuereGesch. IlBuch.
deckte ihre heuchlerische Frömmigkeit auf, ohne
ihr großes Ansehen zu scheuen: er lehrte auch
eben so frey gegen ihre Meynung und ihr Bey-
spiel, daß Gott nicht auf andächtige Cärimonien,
sondern auf ein gebessertes Herz und tugendhaf-
te Handlungen sehe; ingleichen, daß kein Lehrer
berechtigt sey, den Menschen allerley schwere Beob¬
achtungen im Namen Gottes aufzulegen, die er
doch nicht befohlen, noch gebilligt hat.
Die meisten iv. Obgleich also alle Juden zu der Zeit, da
»erfeii und Jesus unter ihnen auftrat, ihren Erlöser, oder
tödtenihn. den Messias erwarteten: so wollten ihn doch die
allerwenigsten dafür erkennen, weil er alle ihre
Versuche und Hoffnungen, einen weltlichen Für¬
sten an ihm zu bekommen, vereitelte. Sogar
die Apostel, welche es gewiß glaubten, daß er
der Sohn Gottes sey, konnten doch erst nach etlichen
Jahren so weit gebracht werden, daß sie sein Reich
nicht mehr für ein irdisches hielten. Die Gros,
sen und Lehrer der Juden, welche Jesum end¬
lich ums Leben brachten, handelten zwar dar-
rnne nach ihren falschen Religionsbegriffen;
<rber doch zugleich aus Bosheit und Rache.
Denn sie selbst verurtheilten ihn deswegen zum
Lode, weil er sich für den Cohn Gottes ausge.
geben hatte. Hingegen bey der römischen Obrig-
keit verklagten sie ihn als einen Aufrührer, der
sich wider den Kaiser zum Könige der Juden hat-
te aufwerfen wollen; und sie wußten es doch sehr
wohl, wie falsch dieses Vorgeben sey. Aber
auch noch mit und seit dem Tode Jesu hörten die
. Wich-