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sie dieselbe umarmte. Aber Hartmut ward in Ketten geworfen, und erst
nach einigen Tagen erreichten die Frauen durch vereinigte Bitten soviel von
der Königin, daß er frei am Hofe umhergehen durfte.
Bald folgte nun die fröhliche Vermählung Herwig's und Gudrun's.
Beim festlichen Mahle nahm die glückliche Braut, die gern alles um sich
her beglücken wollte, ihren Bruder bei Seite und stellte ihm vor, wie wohl
er berathen wäre, wenn er die liebliche Ortrun zum Weibe nähme. Gern
willigte er ein, und auch Ortrun sagte freudig zitternd Ja. Zwar sträubte
sich noch die strenge Hilde dagegen, aber endlich überredeten Herwig und
Frute sie. So ward aller Haß versöhnet. Der greise Horand aber sang
an diesem Tage seine schönsten Lieder und Weisen. Nach d°m B°irsb»ch-.
139. Gudruns Klage.
1. Nun geht in grauer Frühe
Ter scharfe Märzenwind,
Und meiner Qual und Mühe
Ein neuer Tag beginnt.
Ich wall' hinab zum Strande
Durch Reif und Dornen hin,
Zu waschen die Gewände
Der grimmen Königin.
2. Das Meer ist tief und herbe,
Doch tiefer ist die Pein,
Von Freund und Heimatscrbe
Allzeit geschieden sein;
Doch herber ist's, zu dienen
In fremder Mägde Schar,
Und hat mir einst geschienen
Tie güldne Krön' im Haar.
3. Mir ward kein guter Morgen
Seit ich dem Feind verfiel,
Mein' Speis' und Trank sind Sorgen
Und Kummer mein Gespiel.
Doch berg' ich meine Thränen
In stolzer Einsamkeit;
Am Strand den wilden Schwänen
Allein sing' ich mein Leid.
4. Kein Dräuen soll mir beugen
Den hochgemuthen Sinn;
Ansduldend will ich zeugen,
Von welcheni Stamm ich bin.
Und so sie hold gebahren,
Wie Spinnweb acht' ich's nur;
Ich will getreu bewahren
Mein Herz und meinen Schwur.
5- O Ortwin, trauter Bruder,
O Herwig, Buhle werth,
Was rauscht nicht euer Ruder,
Was klingt nicht euer Schwert!
Umsonst zur Meereswüste
Hinspäh' ich jede Stund';
Doch naht sich dieser Küste
Kein Wimpel, das mir kund.
6. Ich weiß es: nicht vergessen
Habt ihr der armen Maid;
Doch ist nur kurz gemessen
Dem steten Gram die Zeit.
Wohl kommt ihr einst, zu sühnen;
Zu retten, ach, zu spät,
Wann schon der Sand der Dünen
Um meinen Hügel weht.
7. Es dröhnt mit dumpfem Schlage
Die Brandung in mein Wort;
Der Sturm zerreißt die Klage
Und trägt beschwingt sie fort.
O möcht' er brausend schweben
Und geben euch Bericht:
„Wohl lass' ich hier das Leben,
Die Treue last' ich nicht!" G-ibel.
149. Die Rache.
1. Der Knecht hat erstochen den edlen Herrn;
Der Knecht wär' selber der Ritter gern.
2. Er hat ihn erstochen im dunklen Hain
Und den Leib versenket im tiefen Rhein.