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mit seinem scharfen Schwerte fürchterliche Wunden. Von Schmerz über¬
wältigt, ließ der Riese seine Stange fahren und floh in die Höhle zurück.
Aber bald trat er schrecklich gewaffnet wieder hervor. Ein goldener
Harnisch deckte seine Brust; an der Seite trug er ein riesiges, scharfes
Schwert, in der Linken aber einen Schild so groß wie ein Thor und einen
Schuh dick, und auf dem Haupte hatte er einen Helm von hartem Stahl,
der leuchtete wie der Glanz der Sonne auf den Meereswellen. Und nun
begann wieder der harte Kampf zwischen den beiden. Laut hallten die
Schläge durch den dunklen Wald, und die Funken stoben aus den Helmen,
daß die Finsterniß davon erhellt ward. Aber Siegfried unterlief das lange
Schwert des Riesen und hieb ihm den Panzer in Stücke und brachte dem
Unhold sechzehn tiefe Wunden bei, sodaß ihm das Blut vom Leibe troff.
Da flehte Kuperan uni sein Leben, und Siegfried sagte: „Gern will ich
es dir schenken, wenn du mir schwörst, mir die Jungfrau gewinnen zu helfen."
Das schwur der Riese, und so war zwischen beiden Friede gemacht; Sieg¬
fried riß sich selbst sein Untergewand vom Leibe und verband mitleidig seines
Feindes Wunden damit.
fl. Me der Riese wegen seiner Treulosigkeit getödtet ward.
Als der siegreiche Held auf den Felsen hinauf eilte, um Kricmhild
zu suchen, nahm der tückische Riese, der hinter ihm hcrgieng, die günstige
Gelegenheit war und schlug ihn unversehens mit einem Faustschlagc zu Boden.
Da lag der edle Siegfried betäubt unter seinem Schilde; rothes Blut guoll
ihm aus Mund und Rase, und er schien todt zu sein. Ehe sein Feind ihn
aber vollends mordete, sprang schnell der Zwerg Engel, der immer in der
Nähe geblieben war, herbei und deckte über Siegfried eine Tarnkappe, die
die wunderbare Eigenschaft hatte, jeden, den sic umhüllte, unsichtbar zu
machen. Kuperan tobte vor Wuth, daß sein Gegner verschwunden war,
aber wie er auch von Baum zu Baum suchte, er vermochte ihn nicht wieder¬
zufinden.
Inzwischen suchte der gute Zwerg den bewußtlosen Helden wieder zu
beleben. Als er die Augen endlich wieder aufschlug und seinen Retter neben
sich sah, sprach er: »Lohne dir Gott, du kleiner Mann, was du an mir
gethan hast." — „Ja", erwiderte der Zwerg, „da hätte cs dir schlimm
ergehen können. Aber nun folge auch meinem Rath und gib es auf, die
Jungfrau zu befreien." — Da sagte Siegfried: „Nimmermehr! Und wenn
ich tausend Leben hätte, so wollte ich sie alle uni die Jungfrau wagen."
Sobald er sich also einigermaßen erholt hatte, warf er die Tarnkappe
fort und stürmte von neuem ans den Riesen ein. Wieder schlug er ihm
acht tiefe Wunden, bis er um Gnade flehte. Wohl hätte der Treulose sic
nicht verdient, aber Siegfried bedachte, daß er ohne ihn nicht an den Drachcn-
stein gelangen könnte, und so schenkte er ihm abermals das Leben, jetzt
aber war er vorsichtiger und ließ ihn vorangehen.
So gelangten sie endlich an den Drachenstein. Ein unterirdischer Gang
führte zu der Thür desselben; der Riese schloß sie auf, und Siegfried steckte
den Schlüssel zu sich. Bald waren sie oben auf dem Felsen. Der Drache
war zum Glück ausgeflogen, die Jungfrau aber erkannte den Helden und
fleug vor Freuden an zu weinen und sprach: „Willkommen, du edler Sieg¬