Full text: Mit 27 Abbildungen (Teil 3 = (6. - 8. Schuljahr), [Schülerband])

r 
— 2 
S 
30 
mitten im Sande lag, niemand eine Wohnung darin mieten wollte? 
Jetzt führt eine gepflasterte Straße mit Fußgängersteigen daran vorbei! 
Hast du jetzt nicht auch Gaslicht, Wasserleitung und Kanalisation darin, 
über deren Mangel du früher klagtest? Damals mußten die Bewohner 
deines Hauses das Wasser von der Pumpe im Hofe holen und die Ab— 
wässer hinuntertragen. Wieviel bequemer ist das alles heute! Welcher 
Vorteil für deine Mieter und für dich! Ist der Mietsertrag deines Hauses 
seitdem nicht fast um die Hälfte gestiegen? Das alles könntest du dir 
doch unmöglich selbst anlegen. Hier sorgt die Gemeinde für alle Ein— 
wohner, indem sie die Anlagen macht und die Kosten, die die Mittel des 
einzelne weit übersteigen, aus der Gemeindekasse bezahlt. Jeder, mag er 
Hausbesitzer oder Mieter sein, hat Vorteil davon; darum muß aber auch 
jeder nach seinem Vermögen und Einkommen durch seine Gemeindesteuer 
etwas dazu beitragen. 
3. Die Gemeinde sorgt aber auch noch für vieles andre. Weißt du 
wohl noch, wie eng, niedrig und dunkel das alte Schulhaus war, in dem 
wir unterrichtet wurden, und wie überfüllt die Klassen damals waren? Und 
nun sieh dir die neue große Gemeindeschule an mit den hellen Klassen 
ind den wenigen Schülern darin. Und was lernen die Buben und Mädchen 
setzt alles dort, und noch dazu unentgeltlich! Das hat doch auch die 
Gemeinde von den Steuern der Einwohner bezahlt, und es reut uns nicht, 
weil's für unsre Kinder ist. Denke weiter an die Polizei, an die Feuer— 
wehr und die Fürsorge für die Armen und Kranken, und dann rechne 
einmal nach, welchen Nutzen du selbst von all diesen Einrichtungen haͤst, 
und wie wenig du eigentlich mit deinen Gemeindesteuern dafür zahlst!“ 
„Ja, ich muß zugeben, daß du in vielem recht hast, Nachbar,“ 
meinte Ulrich, „aber ich muß doch auch noch Staatssteuern bezahlen, und 
außer diesen direkten Steuern werden noch indirekte Steuern von jedem 
erhoben. Daß diese wirklich nötig sind, will mir nicht recht einleuchten.“ 
„Wie kann nur ein verständiger Mann wie du so töricht reden!“ 
rief der Brauer Marten. ‚Nachbar, ich will dir nur an zwei Einrich— 
tngen des Staates zeigen, daß es ohne diese Steuern gar nicht geht. Denk 
einmal zurück, wie ärmlich es in unserm Orte zuging, ehe die Eisenbahn 
gebaut und der neue Kanal dicht daran vorbeigeführt war. Wie haben 
sich Handel und Gewerbe seitdem bei uns gehoben! Wieviel Fabriken sind 
entstanden, in denen Hunderte fleißiger Arbeiter ihr täglich Brot finden! 
Du selbst lebst ja auch davon. Das danken wir diesen beiden großen Ver— 
kehrsstraßen, die der Staat angelegt hat, und die ein Segen für uns alle 
sind. — Und dann unser schönes, tapfres Heer! Mit Recht haben sie 
Anno 1870 daheim gesungen: Lieb Vaterland, kannst ruhig sein, fest steht 
und treu die Wacht am Rheinl“ Wir waren damals mit dabei, und wir 
wissen, daß unsre Jungen, die jetzt des Königs Rock tragen, ebenso bereit 
sind wie wir, wenn's sein muß, auch zu sterben für ihren König und ihr
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.