207
Wickler und Eulen und schwärmende Käfer aller Art sich in lau—
warmer Nacht tummeln.
Der Fledermausflug hat etwas Phantastisches an sich, lautlos
wie der Flug aller nächtlichen Tiere, zackig die Bahn, als sei sie
ein Abbild des häutigen Flugorgans selbst, scheinbar unsicher und
ohne Fielpunkt. So fliegt kein Vogel durch die Cuft, kein Abend—
falter, ein Flattern ist es, kein Fliegen. Und doch wie gewandtl
Besonders unsere zweite, etwas größere Fledermausart — die „früh—
fliegende“ hat man sie genannt, weil sie schon am Spätnachmittag
auf Insektenfang auszieht — ist eine große Künstlerin in aller Art
Luftgymnastik. Ihre Finger klaftern besonders weit, dabei sind die
Flughäute schmal, den Flügeln des Mauerseglers zu vergleichen. Auch
das viel kleinere „Großohr“, das bei uns ebenfalls nicht selten ist,
tut's ihr nicht gleich.
Das wunderbarste am Fledermausflug ist aber dies, daß die
Tierchen selbst in dunkelster Nacht, ja auch in einer ganz fremden
Umgebung nirgends anstoßen und auch dem feinsten Astwerk, dünnen
Fäden sogar, geschickt auszuweichen verstehen. Unzählige End—
körperchen der Tastnerven in den Flughäuten vermitteln die Wahr—
nehmung der leisen Cuftwellen, die auch von den zartesten Gegen⸗
ständen zurückgeworfen werden, in deren Nähe die Flatterer sich
bewegen.
Und da können sich unsre Damen noch ängstigen, daß die Fleder⸗
maus ihnen in die wuschligen Haare fliegen werde; das waͤre ja
ganz schrecklich — für das arme Tierchen nämlich, die Fledermausl
Martin Braeß.
115. Rohrdommel.
Ein ganz kleines Männlein,
es war nur ein Spännlein,
kam an einen Sumpf;
auf einmal tat's erschrecken,
lief eine ganze lange Strecken,
verlor einen Schuh und verlor einen Strumpf.
Fragten die Ceute, warum es so lief.
„Ach,“ sprach's, „im Sumpf saß ein Untier, das rief
in großem Grimme
mit schrecklicher Stimme.
Im Rohr hat's gesessen
und wollte mich fressen.“