16. Sprüche.
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verdienten Lohne sandte. Mehrere Jahre hindurch waren diese Kindes¬
gaben der armen Mutter zugeflossen, und oft hatte sie dieselben mit
Freudenthränen, mit Dank gegen Gott und mit dem Segensgebete für
den lieben Sohn empfangen; da — kam ein Brief von Leipzig an,
der von ftemder Hand geschrieben war. Zitternd erbricht ihn die Mutter.
Er war von Herrn Mendelssohns Hand und enthielt die traurige Nach¬
richt, daß der Sohn gefährlich erkrankt sei und noch einmal sein Haupt
an die treue Mutterbrust zu legen wünsche. Zugleich hatte der edle Mann
zehn Thaler eingelegt, damit der Mangel an Geld die Reise nicht hindere.
Du armes Mutterherz, welch eine schwere Reise war das für dich!
Wie magst du gepocht, gebebt, gebetet haben! — Und doch ruht der
gute Sohn schon im kühlen Grabe, als die Mutter die Türme Leipzigs
erblickt. Sie kommt an, und Herr Mendelssohn ist's, der sie liebevoll
empfängt, der sie sanft vorbereitet auf den schweren Schlag, der mit
ihr trauert um den guten Sohn und ihr dann heiligen Trost in die
Seele flößt. Er geht mit ihr zu dem teuern Grabe und richtet die
Gebeugte auf mit der ftohen Hoffnung des Wiedersehens.
Er behält die arme Mutter bei sich, so lange sie bleiben kann
und will. Und als sie endlich die traurige Heimreise antritt, händigt
er ihr des Sohnes Ersparnisse ein mit neunhundertfünfzig Thalern,
legt zwölf Thaler für die Heimreise zu und übergibt der Witwe eine
Schrift, in der er ihr verspricht, jeden Monat zwei Thaler zu senden,
so lange sie lebe.
Und das hat er redlich gehalten bis zu seinem Tode. Vergelt's
ihm Gott droben im Himmel!
16. Sprüche.
Eigner kjerd ist Goldes wert.
Du kannst in Ewigkeit so reichen Lohn nicht geben,
daß der ihn nicht verdient, der dich von Kindheit an
in Pflegung hat gehabt und alles dies gethan,
wodurch du hast erlernt wohl reden und wohl leben. Martin Dxiz.
Ein Kind, das seinen Vater schmäht
und trotzig von der Mutter geht,
wird gleich dem Baume früh entlaubt
und ruft sich Not und Tod aufs ftaupt.
Willst du, daß wir mit hinein in das ftaus dich bauen,
laß es dir gefallen, Stein, daß wir dich behauen. Friedrich melier.
wißt, wo es keinen Herrn und keinen Diener gibt?
wo eins dem andern dient, weil eins das andre liebt. Friedrich Rücken.
Der Herr muß selber sein der Knecht,
will er's im Hause haben recht.