Kap. 38. § 229. Ferdin. II. Friedr.V v. d. Pfalz König v. Böhmen. Max. v. Baiern. 359
in der Gegend von Budweis geschlagen hätten, wieder aufheben, um das
kaiserliche Heer von toeiterm Vordringen gegen Prag abzuhalten. Dies
gelang ihm und die Kaiserlichen mußten sich wieder an die Grmze Böhmens
zurückziehen.
229. Unterdessen war von den Kurfürsten über die Wahl Ferdinands
viel unterhandelt worden. Weil auch die drei protestantischen Kurfürsten
in einem katholischen Oberhaupt eine sichere Gewähr für den Fortbestand
der deutschen Reichsverfassung erblickten, so ward am 28. August 1619
Kerdinand der Zweite zum Kaiser erwählt und am 9. Sept. gekrönt. Da
auf eine Protestation der Böhmen gegen diese Wahl, welche für ihre Kur
gleichfalls eine Stimme beanspruchten, keine Rücksicht genommen worden
war, so erklärten dieselben in einer Ständeversammlung zu Prag (d. 18.
Aug.) Ferdinand als „Erbfeind des evangelischen Glaubens und als
Sklaven Spaniens und der Jesuiten" des böhmischen Thrones ver-
lustig und wählten (im Verein mit den Schlesiern, Mähren und Lausitzern)
am 27. Aug. das Haupt der protestantischen Union, den jungen reforinirten
Kurfürsten Friedrich V von der Pfah, zu ihrem König. Und dieser
— obgleich ernst gewarnt von seiner Mutter (Luise Juliane, der Tochter
Wilhelms von Oranten), und abgemahnt von einigen seiner unirten Mit¬
stände, sowie von allen Kurfürsten, selbst von Frankreich, aber angetrieben
von seinem politischen Orakel, dem abenteuerlichen Prinzen Christian von
Anhalt, von seinem Hofprediger Scultetus, der ihm die Annahme zur
Gewissenssache machte, ganz besonders aber von seiner ehrgeizigen Gemahlin
Elisabeth, Tochter König Jakobs I von England, — nahm verblendet
die unheilvolle Krone an, empfing am 31. Okt. die Huldigung der Böhmen,
Mähren und Schlesier und wurde am 4. Nov. zu Prag mit ungemeinem
Pomp gekrönt.
Während Friedrich und seine Partei sich mit dem Fürsten Bethlen
Gabor, der sich Ungarns bemächtigte, verband, aber sich die Gemüter der
Böhmen durch unkluge Maßregeln und schwaches Benehmen entfremdete,
suchte Ferdinand vor allem Österreich zu behaupten, indem er die dortigen
Protestanten, die es mit den Böhmen hielten, mit 8000 Kosaken schreckte,
welche ihm sein Schwager Sigismund von Polen zu Hilfe schickte.
Hierauf gewann er den durch seinen Eifer für die katholische Sache,
sowie durch seine Staatsklugheit einflußreichen Herzog Maximilian von
Baiern, das Haupt der Liga, durch das Versprechen, ihm die pfälzische
Kur zu Übertragen und bis zum Ersatz der Kriegskosten die Nutznießung
derjenigen habsburgischen Länder zu überlassen, die er zurückerobern würde.
Der Münchener Vertrag, welchen Kaiser Ferdinand mit dem Herzog
Maximilian schloß, gab letzterem eine so unbeschränkte Gewalt, daß weder
der Kaiser noch sonst ein Glied des kaiserlichen Hauses in seine Anord¬
nungen etwas zu reden haben sollten. Auch machte sich der Kaiser an¬
heischig, ohne Wissen und Willen des Herzogs mit dem Feinde weder
Frieden noch Waffenstillstand noch sonstige Unterhandlungen einzugehen.
Zu dem Gleichen verpflichtete sich der Herzog. Ebenso sollten alle kaiser¬
lichen Generale über alle Plane und Unterhandlungen vorher mit dem
Herzog Rücksprache nehmen. Spanien versprach, von den Niederlanden
aus Hülfstruppen zu senden; der Papst gab 100,000 Kronen und ver-