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Verkehrsadern durchziehen, rempeln einander an, drängen und stoßen
sich, kaum daß für einen Pascha Platz gemacht wird. Den mitten
im Wege liegenden Kötern aber weichen sie sorgsam aus, und
müßten sie in den Straßenschmutz treten, auf die Gefahr hin, unter die
Räder eines daherrollenden Wagens zu geraten. Als wären diese
schlafenden Hunde Meilensteine oder Caternenpfosten, so weichen ihnen
auch Pferde, Uamele und Esel aus, ebenso der Kutscher mit seinem
Wagen, der Lastträger mit seinen schweren Bündeln, ja selbst der
Kawaß irgend eines Botschafters, der sonst für seinen Herrn sogar
die Menschen aus dem Wege jagt. Wie leicht wäre es, die Hunde zu
vertreiben! Man brauchte ja nur seinen Stock zu erheben oder ihnen
einen Fußtritt zu geben, um Platz zu schaffen und seine reinen
Schuhe gegen den Straßenschmutz zu schützen. Es geschieht aber nicht.
Die Hunde haben Konstantinopel in eigne Gebiete geteilt, besser,
als es die Stadtverwaltung getan, und bei dieser Einteilung ist es
seit undenklichen Zeiten geblieben. Jede Straße, jeder Platz hat
eine bestimmte Hundebrigade, und niemand wagt es, ihnen ihr
Bereich streitig zu machen. Sie kennen dort jedes Haus, jeden Laden,
jeden einzelnen Winkel, sie kennen die Straßenbewohner und wissen
ganz genau, auf welchem Unratshaufen die besten Leckerbissen zu
finden sind. Ja, sie scheinen die Speisezettel der einzelnen Familien
an jedem Wochentage zu kennen, denn zu bestimmten Zeiten sind
sie alle erwartungsvoll vor bestimmten Haustüren zu finden. Sie
sind auch nicht so diebisch wie ihresgleichen in andern Ländern.
Selten hört man davon, daß irgend einer in einem Wurst- oder
Fleischladen eine verstohlene Anleihe gemacht habe. Sie sind zu gute
Diplomaten dafür und wissen, daß es die beste Politik ist, mit ihren
zweibeinigen Straßenbewohnern auf freundschaftlichem Fuß zu leben.
Der Fleischer z. B. hat ja doch wohlschmeckende Abfälle, mit denen
er nichts anfangen kann, und so warten die Nöter geduldig vor dem
Caden, bis er sie ihnen zuwirft. Man würde es kaum für möglich
halten, wie viel Klugheit in ihnen steckt. Sie kennen genau die
Plätzchen, die die Sonne am längsten bescheint, und rollen sich dort
zum Schlaf zusammen, wenn es auch die Mitte der von Fuhr—
werken belebten Straße wäre. Sie wissen ja, daß ihnen alles nach
Tunlichkeit aus dem Wege geht. Sie halten genau die Stunden
ein, zu denen in den einzelnen Häusern die Speisereste auf die Straße
oder in den Hinterhof geworfen werden, und sind rechtzeitig zur