Full text: Lesebuch für die Oberstufe (Teil 4, [Schülerband])

2. Sommer. 
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Während des Winters verkriecht sie sich in trockene Verstecke: hohle 
Bäume, unter Baumwurzeln, in Felsklüfte u. dgl., und verbringt die 
kalte Jahreszeit ohne Nahrung in Erstarrung. Nath Hern Wagner. 
147. Waldverkehr. 
Die Kinder waren mit dem Großvater an die Försterwohnung im 
Walde gekommen. „Laßt uns einen Augenblick in dieses gastliche Haus 
eintreten!“ sagte der Großvater. „Seid mir schön willkommen!“ rief 
ihnen der Förster freundlich entgegen; „es ist mir unlieb, daß ich nicht 
zu Hause bleiben kann; aber ich muß hinübergehen in den Nadel— 
wald; dort habe ich notwendig zu tun!“ — „Ei, wir kommen mit, 
wenn es erlaubt ist,“ sagte der Großvater. „Recht gern, recht gern!“ 
sprach der Förster. Nach kurzem Aufenthalte im Försterhause machte sich 
der Förster mit seinen Gästen auf in den Nadelwald. Als sie in das 
Holz gekommen waren, sprach er: „Dieser Wald ist ein wahrer Segen 
für die Leute weit und breit.“ 
Mitten im Walde waren viele Menschen versammelt. „Die warten 
auf mich,“ sagte der Förster; „denn auf heute ist hier Holzverkauf an— 
gesetzt. — Heda, guter Freund, was sucht Ihr?“ rief er einen Mann 
an, der die Tannen von oben bis unten beschaute. „Ei,“ antwortete 
der ehrliche Schiffer, „ich suche einen Mastbaum für mein Schiff; aber 
schlank und gerade muß er sein!“ — „Ihr sollt ihn haben!“ entgegnete der 
Förster und wandte sich an einen neuen Ankömmling. „Ich bin Klavier— 
und Orgelbauer,“ sagte dieser, „und wünsche Fichten- und Tannenholz, 
welches auf felsigem Boden gewachsen und daher recht fest ist.“ — „Auch 
Euer Wunsch soll erfüllt werden!“ versetzte der Förster. „Und Ihr, schwarzer 
Gesell,“ sprach er zum rußigen Köhler, „Ihr seid der wahre Holzwürger. 
Ist der große Vorrat schon wieder aufgeräumt?“ — „So ist es, und auf 
meine Holzkohlen warten Hunderte von Menschen, die ohne mich nicht arbeiten 
können,“ antwortete der Kohlenbrenner. „Und was ist Euer Begehr?“ 
fragte der Förster einen andern. „Ich bin Spielwarenmacher, der für 
die kleinen Kinder die Zappelmänner, Holzsoldaten, Holzpferde, Schäfereien 
und andre hübsche Sachen fertigt; ich möchte mir hübsches, glattes Holz 
aussuchen,“ antwortete dieser. „Seht Euch nur um; das werdet Ihr 
schon finden!“ Jetzt trat der Rußbuttenmann vor: „Herr Förster, ich 
bin auch da! Kienruß wird weit und breit gebraucht!“ — „Und Kienöl 
und Terpentinöl nicht minder,“ fiel ein andrer ein; „daher bitte ich mir 
die unreifen Tannenzapfen und die Wurzeln und Äste der Kiefern aus.“ 
Zuletzt kam auch eine arme Frau mit einem Handkorbe ängstlich herzu.
	        
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